Es ist noch niemals der Versuch gemacht worden, etwa alle diese verstreuten Aufsätze und Artikel in einem Band zusammenzustellen und zu dokumentieren. Allerdings ist schon im Jahr 1937 der Versuch unternommen worden, diese Aufsätze zumindest bibliographisch zu erfassen (1). Sicherlich vor allem von Mathilde Ludendorff selbst. Soweit sie damals Angaben machen konnte, sollten Aufsatzmanuskripte oder Belegexemplare auch noch heute in dem von ihr selbst testamentarisch vorgesehenen "Ludendorff-Archiv" in Tutzing vorhanden sein. Allerdings ist auch angegeben, was schon bis 1937 "verloren" gegangen war. Und hier wäre noch allerlei Recherchearbeit zu leisten. (Durch das Internet könnte vieles dabei erleichtert sein.)
1917 bis 1923
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Abb. 1: Süddt. Mh., 1927 (Beispiel) |
Hintergrundinfo: Die "Süddeutschen Monatshefte" wurden von 1903 bis 1933 von Professor Paul Nicolaus Cossmann (1869-1942)(Wiki) herausgegeben, der 1905 von der jüdischen Religion zum Katholizismus konvertiert war, während des Ersten Weltkrieges sich von seinen vorherigen liberalen Auffassungen ab- und monarchisch-konservativen Auffassungen zuwandte, und der aber 1933 aufgrund seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus ins Konzentrationslager kam. Dort ist er 1942 mit 73 Jahren im Krankenhaus des Konzentrationslagers Theresienstadt verstorbenen. Offensichtlich hatte er 1920 und 1923 bei der damaligen Mathilde von Kemnitz angefragt, als es um die Zusammenstellung eines Themenheftes "An die Jugend" (4) und eines Themenheftes "Wir deutschen Frauen" (5) ging.
Hintergrund-Info: Die "München-Augsburger Abendzeitung" galt seit 1920 als Sprachrohr der "Deutsch-Nationalen Volkspartei" (Histor. Lex. Bayerns).Diese Zusammenarbeit war eine Folge des Vortrages "Erotische Wiedergeburt", den Mathilde von Kemnitz im Januar 1921 im Auditorium Maximum der Universität München vor den Studenten Vortrag gehalten hatte. Sie schreibt in ihren Lebenserinnerungen (27, S. 179):
Eine Nachwirkung meines Vortrages war mir besonders willkommen. Von der Schriftleiterin der Beilage der Münchner Augsburger Abendzeitung, "Süddeutsche Frauenzeitung", Frl. G., wurde ich gebeten, auch in ihrer Zeitung für die Rettung der Jugend Aufsätze zu schreiben. Sie gelangten an mehr als 30 000 Menschen. Eine solche Wirkungsmöglichkeit begrüßte ich sehr.Sie behandelte als erstes den "Thüringer Revolutionsunfug der Jugend" um den "barfüßigen Propheten" Friedrich Muck-Lamberti (Wiki) (27, S. 179). (Dessen Treiben im Umfeld von Okkultlogen ist auch Inhalt der logenverherrlichenden Novelle "Morgenlandfahrer" von Hermann Hesse.) Angeführt ist außerdem ihr Beitrag "Die Ehe als Erfüllung", der 1925 in dem damals recht bekannten "Ehe-Buch" des Hermann Graf Keyserling (1880-1946)(Wiki) enthalten war (6).
Hintergrund-Info: Das Ehe-Buch" des Hermann Graf Keyserling wurde 1926 auch in den USA in Übersetzung (7) ein großer Erfolg (8). Es ist im Netz vollständig verfügbar derzeit schon in englischer Sprache. Der Beitrag der Mathilde von Kemnitz ist hier angesiedelt zwischen so illustren Autoren wie dem Afrikaforscher Leo Frobenius, dem indischen Dichter Rabindranath Tagore, dem deutsch-jüdischen Schriftsteller Jakob Wassermann, dem deutschen Schriftsteller Thomas Mann, den Psychiatern Ernst Kretschmer, C. G. Jung und Alfred Adler, dem Buddhisten Paul Dahlke und dem Rabbiner Leo Baeck. Und - siehe Einführung - dem Schriftsteller Bernhard Shaw, der mit einem nachmalig vielzitierten Wort seinen Kopf aus der Schlinge (nämlich der Bitte um einen Beitrag zu einem so diffizilen Thema) zog.
1924
Von den Aufsätzen des Jahres 1924 werden nun nur Titel genannt. Und es wird der Inhalt angegeben, ansonsten jedoch erfolgt die Angabe: "veröffentlicht in völkischen Zeitungen". Es geht hier vor allem um Berichte vom Hitler-Ludendorff-Prozeß in München. Doch ist in dieser Auflistung mindestens ein im Jahr 1924 erschienener Artikel (9) nicht genannt. Auch sie ist also nicht vollständig. Ob dies bewußt oder unbewußt geschehen ist, muß ungeklärt bleiben.
Hintergrund-Info: Über die Tätigkeit Alfred Rosenbergs als Herausgeber seiner Zeitschrift "Der Weltkampf" berichtet Ernst Piper in seiner Rosenberg-Biographie in dem gleichnamigen Kapitel (10) (frei im Netz zugänglich). Alfred Rosenberg war der Herausgeber dieser Zeitschrift bis 1930 (dann widmete er sich der Herausgabe der "Nationalsozialistischen Monatshefte"). 1930 bis 1931 war der Herausgeber Ernst von Reventlow, danach der Verleger der Zeitschrift, Boepple, selbst. Ab 1941 diente sie als "Wissenschaftliche Vierteljahresschrift des Instituts zur Erforschung der Judenfrage".
Mathilde Ludendorffs Aufsatz "Das Hakenkreuz" (1924)
Der Archäologe Jörg Lechler
Abb. 2: "5000 Jahre ..." |
Er studierte in Berlin und Halle/Saale. 1913 bis 1918 grub er das Gräberfeld auf dem Sehringsberg bei Helmsdorf aus. 1923 bis 1924 war er Assistent am Tell-Halaf-Museum in Berlin und von 1924 bis 1935 Archäologe in der Prignitz. Ab 1936 lebte er in Detroit (USA), wo er bis 1965 am Art Institute der Wayne University arbeitete. Lechler prägte 1925 den Begriff Helmsdorfer Gruppe.
Er gilt als einer der Pioniere der Bronzezeit, die den Namen einer in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreiteten Stufe, Kultur oder Gruppe der Bronzezeit in die Fachliteratur eingeführt haben.
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Abb. 3: Jörg Lechler |
Dr. Lechler stieß bei seinen Forschungen auf Verbindungen von Wikingern und Moslems, woraus sich ein Fragenzusammenhang ergab, der sich zwischen Portugal, Grönland und Vinland um die vorkolumbianische Entdeckung Amerikas spannt.
Entsprechend ihrer wissenschaftlichen Ausbildung ist Mathilde von Kemnitz in ihrem eigenen Aufsatz "Das Hakenkreuz" an dem von Jörg Lechler referierten wissenschaftlichen Kenntnisstand ihrer Zeit zu diesem Thema orientiert. Das Thema Okkultismus spielt im Jahr 1924 im Zusammenhang mit dem Hakenkreuz für Mathilde von Kemnitz noch keine Rolle. Sie trug selbst zu dieser Zeit, wie auf einem Foto in ihren Lebenserinnerungen ihr erkennbar ist (Abb. 4), ein Kleid, dessen Saum mit Hakenkreuz-Stickerei geschmückt war.
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Abb. 4: Mathilde Ludendorff - "Im Frühjahr 1924" (aus: 25) |
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Abb. 5: Ludendorff-Adler |
Ab der Zeit also, in der das Hakenkreuz in der Öffentlichkeit immer mehr mit "Braunhemden" identifiziert wurde, denen Ludendorff in seiner Zeitung zurief: "Zieht euch wieder weiße Hemden an." Und insbesondere auch, um so deutlicher beiden Ludendorffs die vergleichsweise früh begonnene, vielfältige Verwendung des Hakenkreuzes in okkulten Zusammenhängen (von der Theosophischen bis zur Thule-Gesellschaft) bewußt geworden sein wird.
Um sich davon abzusetzen, wählten sie dann ab 1930 als Abzeichen für ihren eigenen weltanschaulichen Verein "Deutschvolk" anstelle des Hakenkreuzes einen auffliegenden Adler (siehe Abb. 5).
- Werke und Schriften von Frau Dr. Mathilde Ludendorff. In: Ludendorff, Erich (Hg.): Mathilde Ludendorff, ihr Werk und Wirken. München 1937, Verlag Hohe Warte, Pähl 1960, S. 328 - 337
- von Kemnitz, Mathilde: Funktionelle Erkrankung infolge von Kriegsbeschädigung. In: Neurologisches Zentralblatt, 1917
- von Kemnitz, Mathilde: Entgegnung auf Schrenk-Notzings Streitschrift gegen "Moderne Mediumsforschung". In: Süddeutsche Monatshefte 1914
- von Kemnitz, Mathilde: Ein Wort an die weibliche Jugend. In: Cossmann, Paul Nicolaus (Hg.): An die Jugend. Themenheft der Süddeutschen Monatshefte, 18. Jg., 1. Heft, 1920 (72 S.)(antikbuch24)
- Bissing, Alice von; Prilipp, Beda; Voigtländer, Emmy (u.a.): Wir deutschen Frauen. Die Lügengrundlage der Saar- und Ruhrbesetzung. An Hand des amtlichen Materials bearbeitet. Mit 1 Karte und 3 Skizzen. Süddeutsche Monatshefte. 22. Jg., Heft 2. Weitere Beiträge von: Clara Mleinek, Mathilde von Kemnitz, Gertrud Bäumer, Pia Sophie Rogge, Gertraud Wolf, Lenore Kühn und Lotte Willich. 1923 (64 S.) (abebooks)
- Kemnitz, Mathilde von: Ehe als Erfüllung. In: Keyeserling, Hermann Graf: Das Ehe-Buch. Eine neue Sinngebung im Zusammenklang der Stimmen führender Zeitgenossen. Niels Kampmann Verlag, Celle 1925 (428 S.), S. 357 - (Google Bücher) (booklooker) (amaz) (hier Keyserlings eigener Text zu diesem Band)
- Kemnitz, Mathilde von: Marriage as Fulfilment. In: Keyserling, Hermann Graf (ed.): The book of marriage. A new interpretation by twenty-four leaders of contemporary thought. Harcourt, Brace & Company, 1926 (511 S. ), S. 422 - 445 (Google Bücher) (freies pdf) (archiveorg) (amazon)
- Zinner, Carola: Graf Keyserlings Ehe-Buch wird Hit in den USA. Bayerischer Rundfunk, 17.1.2012 (Reihe: "Das Kalenderblatt")
- von Kemnitz, Mathilde: Das Hakenkreuz. In: Der Weltkampf. Monatsschrift für die Judenfrage aller Länder, 1. Jg., Folge 5, Oktober 1924 (Hrsg. von Alfred Rosenberg), S. 25 - 29 (Scribd)
- Piper, Ernst: Alfred Rosenberg, Hitlers Chefideologe. (Google Bücher)
- Propst, Ernst: Kurzbiographie des Archäologen Jörg Lechler. Archäologie-News, 26.9.2005
- Lechler, Jörg: Vom Hakenkreuz. Die Geschichte eines Symbols. Mit Geleitwort von [Hans] Hahne. Curt Kabitzsch-Verlag, Leipzig 1921 (= Vorzeit. Nachweise und Zusammenfassungen aus dem Arbeitsgebiet der Vorgeschichtsforschung, Band 1) (Justbooks) (27 S. Text, 351 Abb. = 89 S.); 2. erw. u. vermehrte Auflage 1934, https://archive.org/stream/VomHakenkreuz/Vom%20Hakenkreuz#page/n0/mode/2up; Woher kommt das Hakenkreuz? Geschichte des Symbols und internationale Verbreitung. "Faksimileausgabe der beiden gesuchten Werke von J. Lechler 'Vom Hakenkreuz. Die Geschichte eines Symbols' und W. Scheuermann 'Woher kommt das Hakenkreuz' aus den Jahrer 1921/1933. Verlag Roland Faksimile, Bremen 2001 (104 S.)
- Lechler, Jörg: Das Gräberfeld auf dem Sehringsberge bei Helmsdorf. Verlag Curt Kabitzsch, Leipzig 1927 (66 S.) (Google Bücher)
- Lechler, Jörg: Vor 3000 Jahren. Ein frühgermanisches Kulturbild. Brehm 1934; Volk und Wissen Band 5. Stenger, Erfurt 1939 (31 S.) (Google Bücher)
- Gautier, Emile F. und Jörg Lechler (Hrsg.): Geiserich, König der Wandalen. Die Zerstörung einer Legende. Societäts-Verlag, Frankfurt/Main 1934, 1940 (365 S.)
- Lechler, Jörg: Germanische Vorgeschichte. Band 137 der Stoffsammlung für die Arbeit der Albert-Forster-Schule, bzw. für die Schulungsarbeit der Deutschen Angestelltenschaft. Verlag Hauptamt f. Schulung d. Dt. Angestelltenschaft, Albert-Forster-Schule, 1934, 1935 (51 S.)
- Lechler, Jörg: Sinn und Weg des Hakenkreuzes. In: Der Schulungsbrief, Dezember 1935 (hrsg. vom Reichsschulungsamt der NSDAP und der Deutschen Arbeitsfront) (41 S.); engl. unter "Meaning and Path of the Swastika" (o.J.)
- Lechler, Jörg: Ein germanisches Kultfest vor 3000 Jahren. Erläuterung zu dem Anschauungsbilde "Germanische Sonnenwendfeier (Bronzezeit)" (Bilder zur deutschen Vorgeschichte Nr. 8) Wachsmuth, 1935 (21 S.)
- Lechler, Jörg: "Heil!", in: Der Schulungsbrief, hrsg. v. Reichsschulungsamt der NSDAP und der Deutschen Arbeitsfront, Berlin, April 1936, 3. Jg., 4. F., S. 129
- Andree, Julius; Weinert, Hans; Lechler, Jörg: Das Werden der Menschheit und die Anfänge der Kultur. Mit 348 Textbildern und 7 Beilagen. Deutsches Verlagshaus Bong & Co., Berlin/Leipzig, [1936] (404 S.)
- Lechler, Jörg: 5000 Jahre Deutschland. Eine Führung in 700 Bildern durch die deutsche Vorzeit und germanische Kultur. Verlag C. Kabitzsch 1937 (217 S.) (Google Bücher); Faks. d. Ausg. v. 1937 mit dem Untertitel "Germanisches Leben in 700 Bildern" im Verlag für ganzheitliche Forschung und Kultur, 3. Aufl. 1983 (Amaz.)
- Lechler, Jörg: Die Entdecker Amerikas vor Columbus. Mit einem Beitrag von Edward F. Gray, Genralkonsul a. D.. Verlag Curt Kabitzsch, Leipzig 1939 (118 S.); Faksimile-Verlag / Bremen 1992 (= Forschungsreihe Historische Faksimiles)
- Haarmann, Harald: Das Rätsel der Donauzivilisation. Die Entdeckung der ältesten Hochkultur Europas. Verlag C. H. Beck, München 2011
- Ludendorff, Erich: Vom unsichtbaren Hakenkreuz. In: Deutsche Wochenschau - Völkische Feldpost, Ausgabe A, 13. 3. 1927
- Ludendorff, Mathilde: Herrliches Schaffen und des Freiheitskampfes ernster Beginn. IV. Teil von: Statt Heiligenschein und Hexenzeichen mein Leben. Verlag Hohe Warte, Pähl (2. Aufl.) 1981
- Ludendorff, Mathilde: Geleitwort. In: Sonnensieg-Jahrweiser 1929 für die Freunde Deutschen Gottglaubens. Edelgarten-Verlag Horst Posern, Freiberg in Sachsen 1928
- Ludendorff, Mathilde: Erkenntnis - Erlösung. III. Teil von: Statt Heiligenschein oder Hexenzeichen - mein Leben. Verlag Hohe Warte, Pähl 1952