Donnerstag, 23. Dezember 2010

"Gott ansehen mit klaren, fröhlichen, deutschen Augen"

Der niederrheinische Schriftsteller Joseph von Lauff stand in loser Verbindung mit Erich Ludendorff (1932)


Joseph von Lauff (1855-1933) (Wiki) war ein von Kaiser Wilhelm II. sehr geschätzter Bühnendichter und Schriftsteller des Kaiserreiches. Er gilt außerdem als ein Heimat-Schrifsteller des Niederrheins und ist dabei Ehrenbürger seiner Heimatstadt Kevelaer (Kalkar). Vermutlich ist er als Kriegsberichterstatter schon während des Ersten Weltkrieges in persönliche Berührung mit Erich Ludendorff gekommen oder unmittelbar danach im Kreis rund die Schriftsteller des "Kladderadatsch", dem Joseph von Lauff ebenfalls angehörte (7). Die Verbindung zu Erich Ludendorff hat Joseph von Lauff jedenfalls bis an sein Lebensende aufrecht erhalten wie ein Brief Ludendorffs an ihn aus dem Jahr 1932 zeigt (1). Dabei wird ja nicht auszuschließen sein, daß Ludendorffs seit 1924 bekannt gewordener Antiklerikalismus, den von Lauff schon vor 1914 vertreten hatte, von Lauff dazu veranlaßte, die Verbindung nicht abbrechen zu lassen. Aber viele genauere Umstände der Bekanntschaft zwischen von Lauff und Ludendorff liegen noch im Dunkeln.


Abb. 1: Joseph von Lauff

Als Sohn eines Rechtsanwalts war Joseph Lauff zunächst zwanzig Jahre lang - bis zu seinem 43. Lebensjahr - Berufsoffizier im preußischen Heer gewesen. Doch bereits in den 1880er Jahren hat er literarische Werke veröffentlicht (Gutenberg):
Von 1898 bis 1903 wirkte er ("einer persönlichen Aufforderung des Kaisers folgend") als Dramaturg am königlichen Theater in Wiesbaden, danach war er freier Schriftsteller.
In den Illustrierten des Kaiserreiches war von Lauff deshalb ein oft behandelter Schriftsteller. Über ihn ist weiter zu erfahren (Wiki):
Er genoß die Protektion Wilhelms II., der die preußisch-nationale Tendenz von Lauffs Dramen schätzte. Anläßlich des 25-jährigen Regierungsjubiläums erhob ihn Kaiser Wilhelm II. am 16. Juni 1913 in den erblichen preußischen Adelsstand.
Durch Kaiser Wilhelm II. erhielt von Lauff auch zahlreiche Orden verliehen (Gutenberg):
Von Wilhelm II. wurde er als bedeutendster deutscher Bühnendichter geschätzt und protegiert, von Karl Kraus als trivialer Gesinnungs- und kaiserlich-preußischer Hofdramatiker verspottet. Im ersten Weltkrieg diente er als Artillerieoffizier und Kriegsberichterstatter.

Auch nach dem Ersten Weltkrieg lud der ehemalige Kaiser Wilhelm II. Joseph von Lauff mehrfach in sein Exil nach Doorn in den Niederlanden ein. Über von Lauff wird außerdem berichtet (2):
1930 Ernennung zum Ehrenbürger der Stadt Kalkar. 1931 Verleihung des Kreuzes der Komture des königl. Hausordens von Hohenzollern. Mehrfach hat er Kaiser Wilhelm II. in seinem niederländischen Exil in Doorn besucht und ihm dort aus seinen Werken vorgelesen.
1933 starb von Lauff (2): 
1934 wurde er von den Nazis exhumiert und mit einem Staatsbegräbnis in Kalkar in einer Ehrengruft beigesetzt. Ausschlaggebend war wohl seine Blut- und Boden-Literatur, denn mit den Nazis hatte er nichts zu tun.
1995 heißt es in einer Würdigung von Lauff's (3):
Joseph von Lauff ist heute sicherlich als einer der fast vergessenen "poeta minores" zu bezeichnen. Als sehr bekannter und umstrittener Dichter der "Hohenzollerndramen" ist er für die deutsche Theatergeschichte aber immer noch zumindest von wissenschaftlichem Interesse.

Ein "Kulturkampfroman schimmster Sorte" (1910)


Zumindest auch die katholische Kirche war zu seinen Lebzeiten auf Joseph Lauff keineswegs besonders gut zu sprechen. Als im Jahr 1910 sein Roman "Kevelaer" erschien, nannte ihn die "Calcarer Volkszeitung einen "Kulturkampfroman schlimmster Sorte" und ein "kirchenfeindliches und zudem noch von Geschmacklosigkeit strotzendes Machwerk" (4). Den Katholiken wurde der Kauf des Buches abgeraten, bzw. verboten. Dieser Roman handelte von dem bekannten, gleichnamigen katholischen Wallfahrtsort am Niederrhein. Und wenn man es richtig versteht (4), weckt dieser Roman noch heute so mancherlei "Befremden" in manchen Teilen der dortigen katholischen Bevölkerung (- aber vielleicht sind es auch nur noch die Pfarrer selbst ...) (4):
Eine der Hauptfiguren des Romans ist der begabte Dr. Heinrich Vohwinkel, angestellt als Privatlehrer auf einem Gutshof in der Kevelaerer Heide. Aber nicht mehr lange: "Bald aber gab’s für ihn Arbeit, harte Arbeit, Geistesarbeit, Seelenarbeit - eine Arbeit, die ihm Haß und Lästerung einbringen konnte, wenn auch keinen Konflikt zwischen Pflicht und Gewissen." Er ist von höherer Stelle zum Schulrat für den Niederrhein berufen worden, "er sollte Leben erziehen, vaterländisches Leben, frei von Vorurteilen und von widersinniger Frömmelei ... Eine Generation sollte erwachsen, die den heimischen Boden mehr liebte als das gelobte Land, von dem gedungene Priester und Propheten erzählten. Deutsch fühlen, deutsch denken und Gott ansehen mit klaren, fröhlichen, deutschen Augen - auch das können und müssen katholische Menschen."
Weiter der Roman-Inhalt (4):
Zur selben Zeit wird Lene Isermann, Tochter eines Schäfers auf jenem erwähnten Gutshof, zur Leiterin der Kevelaerer Mädchenschule ernannt. Auch sie träumt von der Erziehung der ihr anvertrauten Kinder zu selbstbewußten Patrioten. 

Die beiden jungen idealistischen Menschen stoßen auf eine größtenteils engstirnige und frömmelnde Kevelaerer Bevölkerung - die von den vielen Pilgergruppen gut zu leben weiß, welche jährlich den Ort aufsuchen. (...) In ihrer Antrittsrede, schon bald vom erbosten Pfarrer unterbrochen, läßt die neu installierte Junglehrerin keinen Zweifel an ihrer pädagogischen Mission. Sie wolle keine "Weltanschauung der Pharisäer" lehren, welche "die Konfessionen hindert, friedlich miteinander zu gemeinsamen nationalen Zielen zu streben. Wer den Frieden will in unserm schönen Vaterlande, auf niederrheinischer Erde, wer nicht das Deutsche Reich und das deutsche Volk zerstören und zersetzen lassen will, der lege das Saatkorn der versöhnenden Weltanschauung in die Herzen der Kinder. Der sehe nicht über die Alpen fort, der suche nicht das Heil jenseits der Berge."
Dieser Roman war also klar gegen den sogenannten "Ultramontanismus" gerichtet. von Lauff dürfte also auch so manche Sympathien mit der damaligen Los-von-Rom-Bewegung von Schönerers in Österreich gehabt haben.


Abb. 2: Joseph von Lauff
 

Kam von Lauff als Kriegsberichterstatter in persönliche Berührung mit Erich Ludendorff?


Ähnlich wie sein Kollege, der Schriftsteller und Kriegsberichterstatter des Ersten Weltkrieges Paul Lindenberg (5), könnte von Lauff als Kriegsberichterstatter während des Ersten Weltkrieges in Berührung mit Erich Ludendorff gekommen sein. Sogar der Stimmungsgehalt der Werke beider - von Lauff's und Lindenberg's (5) - mag als ein ähnlicher empfunden zu werden. Er mag gekennzeichnet sein als jener Hang zu wohlwollender Behaglichkeit und Gemütlichkeit wie er in der Zeit vor 1914 vorgeherrscht haben mag. Vom Jahrgang her sind sie ja auch nur vier Jahre auseinander. Im Grunde handelt es sich insgesamt um einen Stimmungsgehalt, von dem man sich nur schwer vorstellen kann, daß er insgesamt besonders gut mit dem Stimmungsgehalt des Lebens von Erich Ludendorff zusammen paßte. Aber es ist der Stimmungsgehalt der Generation vor 1914 überhaupt - und er war Erich Ludendorff deshalb natürlich gut bekannt und vertraut. Aus einer solchen Stimmung heraus erwuchs ja auch jener oberflächliche "Hurra-Patriotismus", den Erich Ludendorff Anfang der 1920er Jahre als Ausdruck einer abgelebten Zeit abzulehnen begann.

Da Erich Ludendorff seit 1924 als eine Persönlichkeit in den Fußstapfen Georg von Schönerer's bekannt geworden war, also als jemand, der den Ultramontanismus ähnlich bekämpfte wie das auch von Lauff schon 1910 getan hatte, wird von Lauff sich darin bestärkt gefühlt haben, seine etwaig bestehende lose Verbindung zu Erich Ludendorff nicht abreißen zu lassen oder immer wieder neu zu knüpfen. Jedenfalls schickte von Lauff Erich Ludendorff zu Weihnachten 1932 sein 1930 erschienenes Werk "Oh du mein Niederrhein". Dabei handelt es sich um ein auch heute noch ansprechendes Stück Literatur wie schon die ersten Absätze deutlich machen:
Wie schön ist die Erde! Alles grünt und blüht um mich, und drüben im Vorgehölz hinter der großen Weidenkoppel läßt der Vogel Bülow seine Wunderstimme vernehmen.
Ich bin schon längst in das "biblische Alter" getreten. Das sechsundsiebenzigste Jahr winkt mir aus nicht allzu großer Ferne herüber, und ich freue mich, just um diese Zeit im Land, wo ich meine Jugend durchlebte, weilen zu können.
O du mein Niederrhein!
Ich stehe auf dem Leedeich, der sich von Kalkar über Till und Huisberden bis zum Emmericher Eiland hinzieht. Rings um mich her, in dem unermeßlichen Grasland, bestickte der Herr die Weiten mit Salbei, Vergißmeinnicht, Wiesenschaumkraut und Kuckucksblumen. Es ist wie ein Zauber, diesen bunten Teppich aus den tausend Nächten und der einen Nacht vor sich ausgespreitet zu sehen. Just auf der nämlichen Stelle habe ich oft als kleiner Junge mit meinen Kameraden gestanden, und wenn hoch über uns ein Storch langsamen Fluges vorübersegelte, riefen wir sehnsüchtig in den blauen Himmel hinein: "Euwer, Euwer, pillepoot, breng ons Moeder en Kindje!"
Alle Ortschaften, die um mich liegen, weiß ich mit Namen zu nennen. ....
Wie man sieht, handelt es sich um ein ansprechendes Stück Literatur. Und solche Texte gibt es mancherlei von von Lauff (siehe auch etwa: 6). Erich Ludendorff antwortete am 28. Dezember 1932 - offenbar aus München - mit einem einseitigen Brief (2). Der Brief ist leider nur vereinzelt und auch als solcher nicht vollständig bekannt:
"Sehr geehrter Herr von Lauff, Ihr Buch verschönte mir die Feiertage und erhöhte den Frieden des Weihnachtsfestes. Nehmen Sie meinen aufrichtigen Dank für Ihr schönes Buch vom Niederrhein. (...) Meine Frau und ich werden uns freuen, wenn wir Sie im Sommer hier sehen werden. (...)"
Mit diesen Worten ist zu erahnen, daß von Lauff Erich bei Erich Ludendorff nicht zum ersten mal zu Besuch kommen wollte. Joseph von Lauff starb am 20. August 1933 in Cochem-Sehl. Somit muß es nicht sehr wahrscheinlich sein, daß es zu diesem geplanten Besuch noch gekommen ist.

Insgesamt gewinnt man zunächst den Eindruck, daß das Verhältnis beider zueinander zumindest von einer gewissen Sachlichkeit oder Abgeklärtheit des Alters geprägt gewesen sein muß, daß es sich jedenfalls um ein Verhältnis gehandelt haben muß, das sich nicht durch etwaige politische oder weltanschauliche Meinungsverschiedenheiten stören ließ wie das sicherlich im Verhältnis Ludendorffs zu vielen anderen früheren Bekannten der Fall war im Jahr 1932. Und sollte es von solchen Meinungsverschiedenheiten sogar gar nicht allzu viele gegeben haben, könnte man auch zu der Schlußfolgerung kommen, daß es Joseph von Lauff als Sympathisant von Schönerers auch nicht sehr schwer hatte, sich mit jener Weltanschauung anzufreunden, die Erich Ludendorff inzwischen für sich angenommen hatte.


/überarbeitet: 7./8.11.2017/
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  1. Schmolt, Axel: 14. Autographen-Auktion. Krefeld, 1. Oktober 2005, S. 43f; auch 18. Auktion 2007, S. 20, 20. Auktion, S. 27 (eigh. Brief (1 S. gr.-8) mit U., O., Dat., München, 28.12.(1932), u. eigh. adress. Umschlag, an den Schriftsteller Joseph von Lauff (1855-1933) in Wiesbaden,. - Beiliegend e.U. "Ludendorff" (Bleistift) auf Kärtchen mit Gebrauchsspuren; s. Abb.)
  2. Bremm, M. Heinz: Joseph von Lauff. In: Friderichs, Alfons [Hrsg.]: Persönlichkeiten des Kreises Cochem-Zell. Kliomedia, Trier 2004; auch auf: http://rpb.lbz-rlp.de/cgi-bin/wwwalleg/srchrnam.pl?db=rnam&recnums=0000814
  3. Joseph von Lauff. In: Rheinische Lebensbilder, Band 15. Rheinland-Verlag, 1995 (GB)
  4. Trautmann, Markus: Vor 100 Jahren schrieb Joseph Lauff den Roman "Kevelaer" Literarischer Spiegel der Konflikte. Auf:  Kirchensite.de 2010
  5. Lindenberg, Paul: Es lohnte sich, gelebt zu haben. Erinnerungen. Vorhut-Verlag Otto Schlegel, Berlin 1941 (370 S.) (GB)
  6. Theissen, H.: Joseph von Lauff. In: Kalkar - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. 775. Jahre Stadtrechte. http://www.ht-ka.de/Geschichte/von-Lauff/von-lauff.html
  7. Bading, Ingo: Erich Ludendorff als "Kollege" der Berliner Schriftsteller Erich Ludendorff im Schriftsteller-Kreis rund um den Berliner "Kladderadatsch" (1919). Studiengruppe Naturalismus, 8. November 2017, http://studiengruppe.blogspot.de/2017/11/erich-ludendorff-als-kollege-der.html

Dienstag, 14. Dezember 2010

Der Staatsakt für Erich Ludendorff am 22. Dezember 1937 in München

Einen Überblick über staatliche Trauerfeiern in Deutschland seit 1888 mit eindrucksvollen historischen Photographien gibt es auf der Seite des Bundesinnenministeriums, Abteilung Protokoll: "Staatsakte - Staatliches Trauern im Wandel der Zeit". Wenn man die dort vorgestellten Staatsakte für Kaiser Wilhelm I. (1888), Walther Rathenau (1922), Friedrich Ebert (1925), Gustav Stresemann (1929) vergleicht mit demjenigen für Erich Ludendorff im Dezember 1937, so drängen sich doch insgesamt in der äußeren Form deutlich mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede auf.

Abb. 1: Zeitungausgabe vom 20. Dezember 1937

Der für Erich Ludendorff durchgeführte Staatsakt ist im übrigen gegen seinen ausdrücklichen eigenen Willen von der Staatsmacht erzwungen worden. In der Folge vom 5.9.1934 seiner Halbmonats-Zeitschrift "Quell" hatte Ludendorff geschrieben (S. 405):
Für das Gedenken in den Erinnerungtagen der Schlacht von Tannenberg meinen Dank.
Ich bin gefragt worden, ob dereinst von mir ein politisches Testament zu erwarten sei. Zunächst gedenke ich (...) zum Nutzen der geistigen Bewegung, die mein Name vertritt, noch recht lange zu leben. Dann aber wird auch mein Leben, wie jedes Leben, abgeschlossen sein. Ich gab in ihm dem Deutschen Volk ganz eindeutig so viel Klares und Großes für Gegenwart und Zukunft zu seiner Volksschöpfung auf den Weg, daß ich nicht die Absicht habe, noch besondere Weisungen zu hinterlassen. Nur für meine Beisetzung in Deutscher Muttererde habe ich Bestimmungen getroffen. Sie soll ohne jedes militärische Gepränge, das mir ja zustehen würde, nach Deutscher Gotterkenntnis nur im Beisein von Deutschen stattfinden, die ihr leben.
In den Gedenktagen der Schlacht von Tannenberg. Erntings 1934. Ludendorff.
Natürlich hatten sich in den weiteren drei Jahren bis zu seinem Tod im Verhältnis zur Staats- und Wehrmachtsführung viele Veränderungen gegeben. Allerdings hatte Ludendorff, soweit übersehbar, niemals durch eine andere Willenserklärung die hier angeführte aufgehoben.

Abb. 2: Mathilde Ludendorff mit ihren beiden Söhnen Asko und Hanno von Kemnitz in München am 21.12.1937 (aus: 1)
Anläßlich des Staatsaktes für Erich Ludendorff am 22. Dezember 1937 sind auch Photographien der nächsten Angehörigen Ludendorffs veröffentlicht worden. Die Söhne von Mathilde Ludendorff begleiten sie selbst (Abb. 2, 3), bzw. folgen dem Sarg Erich Ludendorffs.

Abb. 3: Mathilde Ludendorff umgeben von ihren Angehörigen während des Staatsaktes in München am 22.12.1937 (aus: 1)
Während des Staatsaktes an der Feldherrnhalle in München am 22. Dezember 1937 waren die Angehörigen (Abb. 3) in der ersten Reihe von links nach rechts: die Konzertpianistin Frieda Stahl, die Schwester Mathilde Ludendorffs, Mathilde Ludendorff selbst, sowie ihre Tochter Ingeborg Freifrau Karg von Bebenburg. In der hinteren Reihe standen die Söhne Mathilde Ludendorffs Asko und Hanno von Kemnitz und ihr Schwiegersohn Franz Freiherr Karg von Bebenburg.

Im Internet sind nun auch Filmaufnahmen von diesem Staatsakt für Erich Ludendorff zugänglich geworden (Yt.).


Die beiden Söhne Mathilde Ludendorffs, Hanno und Asko von Kemnitz sind in 1'00 zu sehen, in ihrer Mitte der Schwiegersohn Mathilde Ludendorffs, Franz Karg von Bebenburg. Alle drei in Zivil. Die Witwe Mathilde Ludendorff steht ab 1'46, 1'57 und 2'11 als dunkel gekleidete Frau, eingerahmt von ihrer Schwester und ihrer Tochter, mit dem Rücken zum Betrachter. Dahinter wieder ihre Söhne und ihr Schwiegersohn.

Abb. 4: Adolf Hitler spricht Mathilde Ludendorff sein Beileid aus (aus: 5)
Dieser Schwiegersohn, Franz von Bebenburg, der Schwiegersohn Mathilde Ludendorffs, berichtete Anfang der 1960er Jahre anläßlich des "Rechtsstreites" um das Verbot des "Bundes für Gotterkenntnis" über diesen Staatsakt (2):
Am 22. 12. 1937 nahm ich mit Frau Dr. Ludendorff, ihrer Schwester Frieda Stahl, meiner Frau und meinen beiden Schwägern, Asko und Hanno von Kemnitz, auf dem hierzu für die Angehörigen besonders vorgesehenen Platz vor der Feldherrnhalle am Staatsbegräbnis teil. ... Frau Dr. Ludendorff hatte verlangt, daß sie erst im letzten Augenblick ... ihren Platz einnimmt, so daß ihr jedes Zusammentreffen mit irgendwelchen Parteileuten erspart bleibe. ... Ohne die Reichsminister und Gauleiter eines Blickes zu würdigen, gingen Frau Dr. Ludendorff und wir auf unseren Platz. Als nach der Rede des Reichskriegsministers von Blomberg als erster Hitler einen Kranz vor dem Sarg niederlegte und seine Hand zum sogenannten ‚Deutschen Gruß’ erhob und alle Minister und Gauleiter und die vieltausendköpfige Menschenmenge ebenfalls die Hand erhob, haben wir sechs Personen auf der Mitte des freien Platzes vor der Feldherrnhalle als einzige das nicht mitgemacht.
Nach Niederlegen seines Kranzes trat Hitler zu uns und reichte Frau Dr. Ludendorff die Hand, um ihr sein Beileid auszudrücken. Er sprach auch wenige Worte. Hierauf gab er Frau Frieda Stahl und meiner Frau die Hand. Meine beiden Schwäger und ich standen hinter den für die Damen vorgesehenen Stühlen. Hitler verbeugte sich gegen uns, was wir mit einer gleichen knappen Verbeugung erwiderten. Keiner von uns erhob die Hand zum vorgeschriebenen Gruß.
Als dann kurz darauf der Sarg wieder auf die Lafette gehoben wurde, begab sich Frau Dr. Ludendorff, ohne die auf sie zutretenden Reichsminister zu beachten, mit den beiden Damen so schnell als möglich wieder in die Residenz, wo sie sofort mein Auto bestieg. ... Frau Dr. Ludendorff hat mir vor und nach dem Staatsakt mehrfach erklärt, wie sehr sie gegen diese erzwungene ‚Ehrung’ sei, daß sie aber leider machtlos sei. Sie wolle aber den Toten nicht allein lassen. Sie sagte auch, daß sie hoffe, daß das Staatsbegräbnis wenigstens in etwas Hitler hindere, nach dieser ‚Ehrung’ sofort scharf gegen uns und den Ludendorff-Verlag vorzugehen, wie es zweifellos zu erwarten sei, nachdem Hitler im Sommer 1937 Ludendorff habe Landesverrat anhängen wollen.
Die Witwe hatte zumindest gegenüber Hitler durchgesetzt, daß Ludendorff nicht - wie von Hitler gewünscht - im Tannenberg-Nationaldenkmal bestattet wurde, und daß sein Sarg auch nicht von der Hakenkreuzfahne, sondern von der Reichskriegsfahne bedeckt war.

Abb. 5: Veröffentlichung des Ludendorffs Verlag zum Staatsakt (1)

"Ich hatte noch nie eine solche Heldenverehrung gesehen ..."

Der Bankier David Rockefeller war als Student Zuschauer dieses Staatsaktes. Bei David Rockefeller handelt es sich um den Enkelsohn eines der verhaßtesten amerikanischen Bankiers, die wohl je gelebt haben. Er ist heute selbst "einer der mächtigsten Bankiers der Welt". In seinen Memoiren hat er über seinen Aufenthalt in Deutschland im Jahr 1937 berichtet. Es gibt viele Hinweise darauf, daß die Rockefellers zu jenen Wallstreet-Bankern gehören, die den politischen Erfolg der NSDAP vor 1933 finanziert haben und zur Stabilisierung des Dritten Reiches über die Wirtschaft und die Gestapo nach 1933 beigetragen haben. (Siehe etwa Anthony C. Sutton. Siehe etwa das Wirken des späteren CIA-Chefs Allen Dulles, der nach 1945 über den Industriellen Hugo Stinnes, einen Schwager seines engsten Mitarbeiters Gero von Gaevernitz, ganz offensichtlich eine schützende Hand über den Gestapo-Organisator Werner Best gehalten hat. Letzterer ist bis 1989 in Deutschland nie angeklagt worden).

In einem Interview erzählte David Rockefeller (Die Weltwoche, 16.4.08):
Prägend waren obendrein meine Begegnungen mit dem Nationalsozialismus in Deutschland. 1933 kam ich als Erstsemester nach München, wo ich während zweieinhalb Monaten Deutsch lernte. Ich wohnte bei einer Familie an der Kaulbachstrasse und nahm Deutschstunden bei einer Frau Berman, die Jüdin war. Wenige Monate zuvor hatte Adolf Hitler die Macht ergriffen, und die ersten anti-jüdischen Gesetze waren in Kraft. Die Menschen sprachen hinter vorgehaltener Hand über die Gestapo. Ich war schockiert, wie die Deutschen die wachsende Kritik an den Juden einfach hinnahmen.

Haben Sie sich damals Gedanken gemacht, wie diese Entwicklung weiter verlaufen könnte?
Ja. 1935 begab ich mich auf einer Urlaubsreise erneut nach Deutschland. Nun lag bereits ein tiefes Unbehagen in der Luft. Hitlers Rhetorik war unmissverständlich geworden. Sein dramatischer Tonfall verbreitete Angst und Schrecken. 1937 war ich während meiner Weihnachtsferien zufällig in München. General Erich Ludendorff wurde begraben. Mit meiner Leica machte ich einen Schnappschuss von Hitler, als er vorbeistolzierte. Ich hatte noch nie eine solche Heldenverehrung gesehen, die von einer nahezu irren Menschenmenge ausging.

Abb. 6: Staatsakt in München (Herkunft: Ebay)
Das Dritte Reich sollte übrigens keineswegs der einzige Fall bleiben, in dem Wallstreet-Banker in Zusammenarbeit mit dem amerikanische Geheimdienst unter Allen Dulles weltweit Politiker, Journalisten, Militärs und politische Bewegungen "kaufte", Staatstreich finanzierte und durchführte, Wahlen beeinflußte und Kriege herbeiführte (3, 4).

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  1. von Kemnitz, Hanno: Der letzte Weg des Feldherrn Erich Ludendorff. Einziger geschlossener Text- und Bildbericht von den Trauerfeierlichkeiten und dem Staatsbegräbnis am 22. Julmonds 1937. Ludendorffs Verlag, München 1938
  2. Der Rechtsstreit ... über die Verbotsverfügung. Dokumente der Gegenwart. Neue Veröffentlichungen und Urkunden zur Zeitgeschichte VIII. Verlegt bei Franz von Bebenburg, Pähl 1963, S. 131f
  3. Schäfer, Horst: Der Chef-Terrorist - Vor 40 Jahren starb CIA-Direktor Allen Dulles. Politonline.ch, 28.2.2009
  4. Markus Kompa: Die schmutzigen Tricks des Allen Dulles. Telepolis, 04.10.2007 
  5. Sonderheft General Ludendorff. Aus: Illustrierter Beobachter, Verlag Eher Nachf., München, 12. Jahrgang, 28.12.1937 (24 Seiten)

Sonntag, 28. November 2010

"Ich bin der größte Revolutionär, den Deutschland heute hat." - Erich Ludendorff 1928

Neue Briefe aus den Jahren 1924, 1928 und 1946

Daß der ehemalige Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff nicht gering von seiner weltgeschichtlichen Rolle auch noch nach dem Erste Weltkrieg dachte, weiß jeder, der einen Blick in seine Schriften oder in seine Lebenserinnerungen (Titel "Vom Feldherrn zum Weltrevolutionär") geworfen hat. Allein dieses Selbstbild versetzte ihn wohl auch in die Lage, nach 1925 und bis 1937 als ein so scharfer Gegner Adolf Hitlers und seiner Kriegsabsichten aufzutreten, als der er bis dahin aufgetreten ist.

Dennoch mag es von Interesse sein zu erfahren, daß sich dieses Selbstbild Ludendorffs nicht nur in öffentlichen, sondern auch in privaten Briefäußerungen wiederspiegelte.

Vor einem Jahr sind aus den Jahren 1924 und 1928 zwei neue Briefe Erich Ludendorffs bekannt geworden, sowie eine Postkarte der Witwe Mathilde Ludendorff aus dem Jahr 1946. Sie sind alle gerichtet an einen Kaufmann Erwin Würth in Karlsruhe. Sie wurden im Juni 2009 für 600 Euro versteigert (1). Von Interesse ist, wie das Ehepaar Erich und Mathilde Ludendorff Verbindung hielt zu Menschen, die wie es selbst "auf der Suche" waren nach einem neuen weltanschaulichen und auch religiösen Fundament, und die ebenfalls auf die Dauer von dem Agieren der NSDAP unbefriedigt blieben.

Soweit der Wortlaut der hier zu behandelnden Briefe bislang bekannt geworden ist, soll er im folgenden wiedergegeben werden. Einige Fehlangaben im Auktionskatalog werden dabei stillschweigend korrigiert.

Abb. 1: Tagung der Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung in Weimar, August 1924 (?)
Ein badischer Kaufmann zwischen Sozialdemokratie und Nationalsozialismus

Laut einer geschichtswissenschaftlichen Studie (2) war der Briefpartner Erwin Würth ein Kaufmann in Karlsruhe. 1919/20 war er Mitglied der SPD (2), zwischen 1924 und 1928 Mitglied der NSDAP. Zuletzt war er sogar Kreisleiter. 1928 trat er aus der NSDAP aus. 1933 versuchte er, in diese wieder einzutreten (2). Eine Biographie in bewegten Zeiten zwischen Sozialdemokratie auf der einen Seite, dem Nationalsozialismus auf der anderen und schließlich, wie aus den Briefen weiter hervorgeht, im Umkreis der Ludendorff-Bewegung. Erich und Mathilde Ludendorff scheinen Erwin Würth auch persönlich gekannt zu haben, so glaubt man es zumindest dem Tonfall der Postkarte Mathilde Ludendorffs an Erwin Würth aus dem Jahr 1946 entnehmen zu können.



Abb. 2: "I. Tagung N. S. Freiheitsbewegung in Weimar 15. - 17. Aug. 24 - Ludendorff-Gräfe"
(Vielleicht auch schon vor der Tagung aufgenommen auf der Treppe vor Ludendorffs Haus
in München-Ludwigshöhe, um die Aufnahme an Teilnehmer der Tagung zu verkaufen)

Aktueller Anlaß der Veröffentlichung dieses Beitrages ist aber auch das derzeit laufende Ebay-Angebot eines vielleicht vergleichsweise seltenen Fotos (s. Abb. 1, Ebay, Ablauf 4.12.10 *)). Es wird angebotenen unter dem Titel "Ansichtskarte Ludendorff Gräfe N.S. Freiheitsbewegung Weimar 1924".

Abb. 3: Erich Ludendorff auf der Tagung in Weimar 1924

Abgebildet ist Erich Ludendorff zusammen mit Albrecht von Graefe (1868-1933) (Wiki) offenbar während der Tagung der Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung (Wiki) in Weimar 1924 fotografiert - oder für diese. Diese Tagung im August 1924 wirbelte damals in der Stadt Weimar und über sie hinaus viel Staub auf (4, S. 117-130). Zu den Aufmärschen und Umzügen, die als Auftakt dieser Tagung abgehalten wurden, kamen 25.000 Zuschauer. Und so wird im folgenden Anlaß genommen, über ihre Vorgeschichte und ihren Verlauf ebenfalls zu referieren.

Abb.: "Großdeutsche Freiheitsbewegung, Weimar, 17.8.24
Exz. Ludendorff und Hauptmann Röhm nach der Fahnenweihe, Gelöbnis der Treue"



1924: Die "Nationalsozialistische Freiheitsbewegung" unter  Ludendorff, von Graefe und Strasser  

Abb. 4: A.v. Graefe

In der "Nationalsozialistischen Freiheitsbewegung" suchten Erich Ludendorff, Albrecht von Graefe und Gregor Strasser während der Festungshaft von Adolf Hitler die völkischen Parteien und Gruppierungen, insbesondere die süddeutsche NSDAP unter Gregor Strasser und die norddeutsche "Deutschvölkische Freiheitspartei" (Wiki) unter Albrecht von Graefe zu einigen (s. a. Abb. 3).

Abb. 5: (Wohl) Anstecker 1924
Über Albrecht von Graefe heißt es auf Wikipedia:
Von Graefe, der im Kaiserreich der Deutschkonservativen Partei angehört hatte, beteiligte sich 1918 an der Gründung der DNVP. Im Sommer 1922 beteiligte er sich unter anderem mit Reinhold Wulle und Wilhelm Henning an der Gründung der Völkischen Arbeitsgemeinschaft in der DNVP, die im Dezember 1922 die Partei verließ und die Deutschvölkische Freiheitspartei (DVFP) gründete, deren Vorsitzender von Graefe bis 1928 war. Mit anderen Führungsfiguren der DVFP beteiligte er sich am 9. November 1923 am Hitler-Ludendorff-Putsch in München, bei dem er in der ersten Reihe marschierte.

Abb. 6: Vollständige Liste der Besucher Hitlers in Festungshaft 1924

Erich Ludendorff besuchte - wie viele andere - Adolf Hitler in dieser Zeit auch mehrmals in Festungshaft, um sich mit ihm hinsichtlich der Einigungsbemühungen abzustimmen. So am 12. April 1924 (Abb. 4) und am 12. Juni 1924 (s.a. Abb. 5: "Erich Ludendorff etwa habe eine Stunde mit Hitler sprechen dürfen, ohne daß ein Gefängniswärter dabei war").

Abb. 7: "Sprechkarte für Herrn Gen. Ludendorff, Reichst.Abg. v. Graefe u. Hptm. Röhm zum Besuche bei (...) Herrn Hitler (...) 12. Juni 1924 (...) Festungshaftanstalt Landsberg"









Als "Nationalsozialistische Freiheitspartei" errang der Zusammenschluß der norddeutschen und süddeutschen völkischen Partei bei der Reichstagswahl im Mai 1924 32 Sitze. Im Mai 1924 fand auch der große, von hunderttausend Deutschen besuchte "Deutsche Tag" in Halle statt (siehe anderer Beitrag hier auf dem Blog). Offenbar wollte man dem in Weimar nicht nachstehen. Über Weimar im August 1924 wird berichtet (4, S. 119f):
Tatsächlich war bereits vor der geplanten Weimarer Heerschau die öffentliche Stimmung umgeschlagen; zum "Tag des deutschen Heldengedenkens" am 3. August 1924, der zu Ehren der Gefallenen des Weltkrieges abgehalten wurde, hatte sich eine ungewöhnlich große Menschenmenge in der Weimarer Stadtkirche versammelt. Es wimmelte von Fahnen und Abordnungen der Krieger- und Militärvereine, der vaterländischen Verbände, aber auch des neugegründete "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold". (...) Immer wieder wurde bei den unzähligen Tannenberg-Feiern des Jahres 1924 an Hindenburg und Ludendorff erinnert.
Ludendorff galt dabei zunächst den Angehörigen fast aller politischer Richtungen als "überparteilicher" Repräsentant der deutschen Kriegsführung während des Ersten Weltkrieges. In Weimar sollte er aber zusätzlich noch als prononcierter Repräsentant der völkischen Bewegung auftreten. Sein Kommen war am 16. August 1924 in der Weimarer Lokalpresse dennoch uneingeschränkt begrüßt worden, Tenor (zit. n. 4, S. 117):
"Weimaraner! Morgen, Donnerstag früh betritt der Feldherr der Weltkriege, General Ludendorff Eure Stadt!" Alle Bürger wurden gebeten, an ihren Häusern schwarzweißrote Fahnen aufzuhängen, um Weimar drei Tage lang besonders festlich erscheinen zu lassen. Der öffentliche Schmuck müsse ein kleiner, aber wichtiger Dank für jenen Mann sein, der als "Weltkriegsführer" gepriesen wurde. (...) Schon am nahe gelegenen Flugplatz wollten städtische Honoratioren den hohen Gast begrüßen; danach sollte eine farbige Militärparade mit "Abschreiten der Front" und später ein Besuch der kulturellen Gedenkstätten stattfinden, zu denen an diesem Wochenende die Krieger-Gedächtnishallte gehörte.
So wurde Ludendorff - quasi überparteilich - von den Honoratioren der Stadt begrüßt. Daß Ludendorff zu einer sehr einseitigen politischen Veranstaltung nach Weimar gekommen war, fand dabei in der Lokalpresse keine Erwähnung (3, S. 117f):
Kein Wort über jene groß inszenierte Versammlung, die im Weimarer Nationaltheater geplant war. Man verschwieg, da es einen gewaltigen Festumzug durch die Stadt geben sollte. Wie sich später herausstellte, war alles wie eine unverfängliche Kulturkundgebung arrangiert, zu der jedoch keine schöngeistigen Kulturvereine, sondern die völkisch-rechtsradikale Vorhut eingeladen war: der "Deutsche Offiziersbund", der "Weimarische Krieger- und Militärvereinsbund", der "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten", sowie der "Jungdeutsche Orden". (...) Thüringens neuer Innenminister Georg Sattler, Mitglied im "Stahlhelm - Bund der Frontsoldaten", hatte sich in den Urlaub abgemeldet. (...) Ludendorffs pompöser Auftritt war mit generalstabsmäßiger Präzision vorbereitet worden.
Und (4, S. 121f):
Mit dem legendären Erich Ludendorff empfing man einen General, der wie ein neuer Held gefeiert wurde. Weimar prangte im Flaggen- und Blumenschmuck, als die Kolonnen des Stahlhelms, des Jungdeutschen Ordens, des Werwolfs sowie zahlreicher anderer vaterländischer Vereinigungen am Bahnhof ankamen und in ihre städtischen Quartiere gebracht wurden. "Heilrufe klangen in den Gesang vaterländischer Lieder aus Tausenden von jungen Kehlen", schrieben Lokalreporter "alt und jung war auf den Beinen, um das seltene Schauspiel mitzuerleben." (...) Im Armbrustsaal spielte eine Militärkapelle zackige Armeemärsche; ergriffen erhob sich die Zuhörerschaft von den Plätzen, als "Die Wacht am Rhein" und das "Stahlhelm"-Lied intoniert wurden.
Die Regisseure dieser vorher als "völkische Heerschau" angekündigten Veranstaltung taten alles, um ihren Ehrengast in den Mittelpunkt zu postieren. Ludendorff erschien zu allen Auftritten unter Polizeischutz an der Seite des Weimarer Oberbürgermeisters Walter Felix Mueller. Ihrem Ehrengast hatten die Organisatoren sogar das Recht eingeräumt, nach seinem Eintreffen auf dem Flugplatz einen feierlichen Feldgottesdienst zu zelebrieren. Im offenen Viereck warteten alle Abordnungen darauf, ihre Fahnen dem alten Heerführer wie zur persönlichen Weihe zu übergeben. Ludendorff agierte denn auch wie der Hohepriester einer siegreichen deutschen Armee und erinnerte daran, daß bei den Nationalsozialisten eine Fahne Zeichen zur Sammlung sei. "Nur mit Gott kann unser Weg gehen, der zum Siege führt. Wir haben zwar keinen König mehr, gebe Gott aber, daß wir bald wieder einen völkischen König bekommen."
Danach sang man gemeinsam die dritte Strophe des Deutschlandliedes, und Ludendorff schritt wie ein aktiver Feldherr die Front ab; am Nachmittag mußte er sich für diese Übung fast eine Stunde Zeit nehmen, weil zur Militärparade so viele Abordnungen gekommen waren, daß der Aufmarsch die Länge von einem Kilometer erreicht hatte. Über 25.000 Schaulustige verfolgten ein Spektakel, dessen Attraktivität offenbar auch von seinen Organisatoren unterschätzt worden war; statt der geplanten zwei Festzüge gab es sogar drei Aufmärsche, die sich mit gewaltigem Tschingderassabum sternförmig Richtung Weimar in Bewegung setzten. (...)
Mit ausdrücklicher Billigung der Stadtväter (...) nahmen die Nationalsozialistische Partei und ihre Führer die alten Gebäude, Denkmäler und Plätze Weimars in Besitz. (...) Wo eine Woche zuvor Spitzenvertreter der Reichsregierung und des Reichstages gegen die "Anbeter des Hakenkreuzes" gewettert hatten, standen deren Führer jetzt auf der Bühne.
Eine Woche zuvor war in Weimar der fünfte Jahrestag der Republik gefeiert worden - ebenfalls mit dem Oberbürgermeister von Weimar (4, S. 123):
"Wir hätten viel rücksichtsloser den Kampf gegen die Feinde der Republik führen müssen" hatte Paul Loebe den Zuhörern dieser Jubiläumsveranstaltung zugerufen. (...) Kurz danach waren alle Mahnungen in den Wind geschlagen. In Weimar marschierten die Verfassungsfeinde in breiter Front auf. Beim offiziellen Begrüßungs- und Festakt im Nationaltheater waren auf der Bühne gut sichtbar für die zahlreichen Pressevertreter sechs Hakenkreuzfahnen postiert. Der NS-Reichstagsabgeordnete Gottfried Feder lobte Ludendorff als Vorbild von Tannenberg und rühmte den abwesenden Hitler als "den Erwecker der deutschen Seele".
Am deutlichsten wurde in diesen drei Tagen die Ablehnung der Republik von Arthur Dinter artikuliert (zit. n. 4, S. 123f):
"Ich klage hier an der Seite des größten deutschen Feldherrn die gegenwärtige Reichsregierung des Volks- und Hochverrats an! Sie gehören an den Galten! Wir wollen, daß dieser Volks- und Vaterlandsverrat vor dem Staatsgerichtshofe abgeurteilt wird. Unsere Geduld ist erschöpft!" (...) Er forderte alle Anwesenden auf, mit ihm gemeinsam die Hand zum Schwur zu erheben. (...) Man hob (...) die rechte Hand und sprach die Sätze: "Wir schwören unserem Führer Ludendorff, wenn er uns ruft, zu folgen bis in den Tod und nicht eher zu rasten, bis die November-Verbrecher ihrer Strafe vor dem deutschen Staatsgerichtshof zugeführt worden sind." (...) Schillers "Tell", Goethes "Faust" und der "Gotz", "Egmont", "Hermann und Dorothea" sowie viele andere Werke seien immer rein völkisch gewesen, meinte Dinter und rief (...): "Das ist der wahre Geist von Weimar, den diese beiden Fürsten unter den Geistesgrößen verteren. Den Preußengeist eines Preuß lehnen wir ab, wir halten es mit dem Preußengeist eines Ludendorff. Der Geist von Potsdam war von vornherein mit dem Geist von Weimar vermählt." Danach erscholl ein dreifaches "Heil" auf den Ehrengast, der (...) an Adolf Hitler erinnerte. (...) Von der Empore vor dem Nationaltheater verlas er ein Grußtelegramm des in Landsberg eingesperrten (...) NS-Führers.
Weiter wird berichtet (4, S. 124f):
Nach Feldgottesdienst, Sternmarsch und Massenauftritten versanken auch die zufriedenen Nazi-Größe andächtig im Kulturgenuß. Man lauschte Wagners "Meistersingern" und folgte dem Auftritt eines Schauspielers, der Siegfrieds Tod aus der "Edda" rezitierte. In mehreren Vortragszyklen hatten Lehrer, Ärzte und Sprecher politisch nahestehender Verbände immer wieder den deutschen Kulturgedanken interpretiert. Da verwahrte sich ein völkischer Pädagoge dagegen, daß christliche Kinder durch jüdische Lehrer erzogen würden und postulierte die Erziehung eines neuen deutschen Willensmenschen für ein künftiges "großes deutsches Heer". Die Reichsführerin des Deutschen Frauenordens versprach, daß die Frauen künftig Schatzgräberinnen für die Rettung des deutschen Volkes sein würden. "Dazu bedarf es des Verstandes und der Seele des Weibes."
Auch der NS-Reichstagsabgeordnete Franz Wulle und der Schriftsteller Adolf Bartels sprachen. Letzterer bekannte sich erstmals öffentlich zur NS-Bewegung (4, S. 126):
In einer sorgfältig ausgetüftelten Strategie haben die Nationalsozialisten damals Köpfe und Herzen der Weimarer Bevölkerung erobert.
Im Weimarer Stadtparlament rang man sich wenige Wochen nach der Veranstaltung dennoch zu einer Verurteilung derselben durch (4, S. 129):
Man stellte fest, daß die Tagung der Nationalsozialistischen Freiheitspartei Weimar zum Schauplatz lärmender parteipolitischer Massendemonstrationen gemacht habe und wies ausdrücklich darauf hin, daß derartige Veranstaltungen Weimars historischer Bedeutung und seinen großen Überlieferungen nicht entsprächen. (...) Derartige Auftritte sollten sich möglichst nicht wiederholen.
Albrecht von Graefe zählte sich laut Wikipedia auch zu den sogenannten "Deutschen Christen" (sprich nationalsozialistischen oder völkischen) und schrieb als solcher 1931 eine Schrift gegen das Christentum-kritische Buch von Mathilde Ludendorff "Erlösung von Jesu Christo" (3). Fragen zu solchen religiösen Themen sollten auch in dem Briefwechsel zwischen Ludendorff und Würth aufkommen (siehe unten).


Februar 1925: "Hitler will nur gegen den Marxismus kämpfen, auf weiteres verzichten"


Da Adolf Hitler bei diesem Einigungsversuch nicht kooperierte und nach seiner Entlassung aus der Festungshaft Anfang 1925 eigene Wege ging, ist dieser Versuch der Einigung gescheitert und bildeten später viele norddeutsche Ortsgruppen der "Deutschvölkischen Freiheitspartei" die Grundlage zur Gründung der dortigen Ortsgruppen der NSDAP.

Am 20. Februar 1925, kurz nach der Entlassung Adolf Hitlers aus dem Landsberger Gefängnis, schrieb Erich Ludendorff nun an Erwin Würth, und zwar offensichtlich als Antwort auf Fragen und Anregungen von Seiten Würths. Es ging damals um den Versuch Ludendorffs, die NSDAP Adolf Hitlers in Bayern und Süddeutschland mit der schon erwähnten Deutsch-Völkischen Freiheitspartei (DVFP) Albrecht von Graefes in Norddeutschland zu einer gemeinsamen "Nationalsozialistischen Freiheitspartei" zusammenzuschließen. Adolf Hitler gründete aber kurz nach seiner Entlasssung im Februar 1925 die NSDAP neu und verschloß sich einer Zusammenarbeit mit den Norddeutschen ebenso wie die Norddeutschen sich einer Zusammenarbeit mit Hitler (bis aufs Weitere) verschlossen.


 Abb. 8: Ludendorff an Erwin Würth, 20. 2. 1925 (Hermann Historica)
Folgendes nun schrieb Ludendorff in diesem neu bekannt gewordenen Briefdokument (Netzverweis als Erläuterung der angesprochenen Person dazu gegeben) **):

München, den 20. 2. 
Geehrter Herr Würth!
Leider habe ich keinerlei Einfluß auf Hitler. - Meine Freunde bitte ich, den großen Gedanken der Einheitlichkeit der Bewegung allen anderen voran zustellen sowohl Hitler als auch Wulle-Henning gegenüber, nur so kommen wir durch die schwere Krise.

Esser ist nicht nur kein Diplomat, sondern ein schwerer Schädling, er hetzt nur und baut nicht auf. Leider zieht Hitler keinen Trennungsstrich.

[Noch nie (?) / Nur vorübergehend (?) / Nur provisorisch (?)] hat er sich mir gegenüber mit dem Aufziehen der Freiheitspartei einverstanden erklärt; da er eine und seine Arbeiterpartei aufziehen will. Der Riß geht doch nicht vom Norden aus, würde sich Hitler in die Reichsführerschaft eingestellt haben, dann wäre alles in Ordnung gewesen, das aber wollte er nicht! Er hat mir gesagt, er wolle nur gegen den Marxismus kämpfen, auf weiteres verzichten.

Ich hoffe aber nun, daß Hitler endlich sprechen wird. Er hat es mir s. Z. sicher in Aussicht gestellt. Da ich aber keine Fühlung mit ihm recht habe, bin ich auch nur auf Vermutungen angewiesen. Ich ... bleibe auf dem Boden der Volksgemeinschaft ...
"Nur gegen den Marxismus kämpfen" heißt vor allem, sich nicht dezidiert antikatholisch positionieren wie es die norddeutsche "Deutschvölkische Freiheitspartei" und wie es auch Ludendorff taten. (Über die Versteigerung dieses Briefes ist übrigens 2009 von Iring Fetcher auch kurz in der FAZ berichtet worden.)

1928 - Erich Ludendorff: "Ich lehne das Christentum ab ..."

Am Anfang des Jahres 1928 hatte sich die Situation stark gewandelt. Erwin Würth trat 1928 aus der NSDAP aus. Erich Ludendorff hatte inzwischen - 1926 - Mathilde von Kemnitz (Wiki) geheiratet. Er hatte sich in ihre Philosophie eingearbeitet. Er hatte, wie er behauptete, deren "weltgeschichtliche Bedeutung" erkannt und er hatte im Herbst 1927 seinen "Freimaurerkampf" begonnen mit der Veröffentlichung seiner vielbeachteten Schrift "Vernichtung der Freimaurerei durch Enthüllung ihrer Geheimnisse".

Abb. 9: E. Ludendorff an Erwin Würth, 10. 1. 1928 (Hermann Historica)

Am 10. Januar 1928 schrieb Erich Ludendorff in Antwort offenbar auf Fragen und Anregungen von seiten Erwin Würths, unter anderem auch über religiöse Fragen und über das Christentum. Würth scheint offenbar eine Art "germanisches Christentum" befürwortet zu haben, so ähnlich wie vielleicht auch Albrecht von Graefe (s.o.), in der Jesus als ein "Arier" angesehen wird. Das folgende Dokument kann als sehr nützlich erachtet werden, die damalige Zeit und das damalige Denken und Fragen in bestimmten völkischen Subkulturen zu verstehen. Offenbar besteht der Brief aus zwei Blättern, von denen Vor- und Rückseite beschrieben ist. Leider ist der Brieftext bisher nur unvollständig bekannt geworden:
München, 10. 1.
Geehrter Herr Würth! 
Sie stellen schwere Fragen, die ich gern beantworte.

Ich lehne für das, was uns not tut, das Wort Socialismus ab. Das Wort Socialismus bedeutet im Sinne der Juden-Gesinnten: Enteignung. (das folgende unsicher) Abspaltung (?)  des ... aber des unterdrückt Deutschen (?) Selbsterhaltungwillen. Sie werden ja die letzten ... gelesen haben - müssen wie ich denken (?).

Ich will Besitz, freies Schaffen. Arbeiterrechte, selbstlosen Ausgleich im Volk. Das nennt man auch social. Der Jude hat diesen Ausdruck geprägt, um den Deutschen je nach Bedarf das Wort 'Socialismus' entgegenzustellen. Er denkt sich sein Teil. Der Gojim meint 'sozial' im edlen Sinne. So kommen schwere Wirrnisse.
(...), so ist für mich socialistisch der  (...)
[2. Seite:] 
(...) 
2. Ich glaube, ich bin der größte Revolutionär, den heute Deutschland hat, aber mit Schlagworten macht man gar nichts. Erst soll das Volk Volk werden, dann macht sich alles von selbst, wenn Wille und Führung da ist. Aber wie es heute ist, daß sich deutsche Nazis und deutsche Kommunisten den Schädel einschlagen, das mache ich nicht. Ich habe die Feinde klar gezeichnet. Welcher Weg einzuschlagen ist, hängt von den Verhältnissen ab.

3. Ich lehne das Christentum ab, weil die Lehre undeutsch u. kommunistisch ist. Sie hält keiner Kritik stand, auch die Evangelien sind von Juden geschrieben, selbst nach der Überlieferung lange nach Christi Tode.
Die Christen, die in Jesus den Juden sehen, sind logisch, die anderen machen Kompromisse mit sich selbst. 
[3. Seite:] 
Immer sagt Jesus, ich bin gekommen das Gesetz zu erfüllen.
Mein Gott durchdringt die Welt und verlangt ganz was andres als der Christengott. Ich soll nicht friedfertig sein, sondern mir, m[einer] Familie [und] m[einem] Volk das Leben erhalten, wozu haben wir denn Selbsterhaltungwillen. (...) Aufsatz (...)

Eine Reformation der christlichen Lehre gibt es nicht, was soll da reformiert werden. Das Urchristentum war viel schlimmer, als das spätere, das viele germanische Elemente aufnahm. M. ich hier (...) der ginge (...)

Ich kämpfe jetzt ... gegen die Freimaurer und der Kampf ist ein Weltkampf geworden. Mehr kann Niemand verlangen.
[4. Seite:] 
Nun habe ich außergewöhnlich lang geschrieben. Kämpfen Sie unbeirrt weiter!
Mit deutschem Gruß
Ludendorff.

1946 - Mathilde Ludendorff: "Wir haben seit 1925 gewarnt."


Weiterhin liegt eine Postkarte vor, datiert "Tutzing, 16.7.1946". Sie ist an Erwin Würth in Gemmingen, L.A. Sensheim adressiert. Das paßt zu den Angaben in dem genannten Buch (2), nach denen Erwin Würth schon 1925 völkische Propaganda auch auf den nordbadischen Dörfern gemacht hatte, explizit schon damals auch in Sinsheim (2). Der Inhalt der Postkarte wird hier dem Sinne nach wiedergegeben. In Fettdruck werden Phrasen mitgeteilt, die wörtliche Übereinstimmung mit dem Originaldokument aufweisen:
Sehr geehrter Herr Würth,

an dem "herben Schicksal", das Ihnen wiederfahren ist, nehme ich "warmen Anteil". Mein Mann und ich, wir haben "seit 1925 gewarnt". In Schriften und in Büchern. Das ist der einzige Trost in all dem Schicksal. Und es gilt "gegen alle unwahre Denunziation" darüber anzukämpfen. Ich wünsche Ihnen, daß Sie an Ihrem "neuen Lebensort" sich "heimisch" fühlen mögen und auch ein berufliches Auskommen finden mögen. "Die Hoffnung auf die Zukunft wollen wir alle nicht aufgeben."

"Es lebe die Freiheit!
Mathilde Ludendorff"
Diese drei Dokumente bieten - wie Mosaiksteine - kleine, zum Teil neue Einblicke in die Geschichte der völkischen Subkultur der Ludendorff-Bewegung, dem Umfeld ihrer Entstehung und ihrer Entwicklung. Erst im Rahmen einer Auswertung vieler hunderter solcher Dokumente und Zeugnisse insgesamt jedoch können auch diese Mosaiksteine erst ihre eigentliche, einigermaßen abschließende geschichtliche Bewertung erfahren. Auf eine solche grundlegendere Bewertung und Einordnung muß deshalb an dieser Stelle vorläufig verzichtet werden. Solche Beiträge wie dieser können nur Vorarbeiten zu einer Gesamtgeschichte einer solchen völkischen Subkultur darstellen.

(Erster Entwurf: 14.10.2009, Ergänzungen: 23.1.2012)

*) Von der Verkäuferin "jenni228".

**) Siehe dazu auch erneute Versteigerung bei Hermann-Historica April 2010, der zweite Brief wohl falsch datiert auf 1925.

_____________________________________________________
Literatur:

  1. Autographen und Urkunden aus vier Jahrhunderten in chronologischer Ordnung. Katalog 691. J.A. Stargardt Antiquariat, Berlin, Juni 2009, Nr. 893
  2. Grill, Johnpeter: The Nazi Movement in Baden, 1920 - 1945. The University of North Carolina Press, Chapel Hill 1983
  3. von Graefe, Albrecht: In Harmonie von deutschem Stolz und Demut vor Gott. Erwiderung eines deutschen Christen auf Frau Mathilde Ludendorff's „Erlösung von Jesu Christo“. Rethra-Verlag, Rostock 1931
  4. Mauersberger, Volker: Hitler in Weimar. Der Fall einer deutschen Kulturstadt. Rowohlt, Berlin-Verlag, Berlin 1999

Mittwoch, 27. Oktober 2010

"Liste der von den Nationalsozialisten verbotenen Schriften" (auf: Berlin.de)

Berlin.de

Auf dem Internet-Portal der deutschen Hauptstadt Berlin, Berlin.de, ist eine "Liste der von den Nationalsozialisten verbotenen Schriften" veröffentlicht worden
"auf Basis der 'Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums', Stand vom 31. Dezember 1938. Leipzig, 1938. Wissenschaftliche Mitarbeit: Dr. Wolfgang Both, Berlin." (s. Berlin.de)
Dort wird eingangs erläutert:
"Die nationalsozialistische Herrschaft führte nicht nur zu millionenfachem Leid in der ganzen Welt. Sie bewirkte auch die Vernichtung ungeheurer materieller und kultureller Werte in Europa. (...) Die Bücherverbrennungen des 10. Mai 1933 waren ein erster symbolischer Akt, der sich auf akribisch erstellte Listen gründete."
Und weiter:
"Die von Berlin.de veröffentlichte Liste umfasst zunächst lediglich die Einträge der Originalliste von 1938. Die nicht veröffentlichten Jahreslisten plant Berlin.de (...) ebenfalls auf diesen Seiten zu veröffentlichen."
Suchwort "Ludendorff"

Über ein solches Suchwort wie "Ludendorff" findet man dort 20 Bücher und Schriften verzeichnet, die im "Ludendorffs Verlag" herausgekommen sind und auf dieser Liste stehen zusammen mit - ganz willkürlich: Stefan Zweig, Thomas Mann, Heinrich Heine, Aldous Huxley, Friedrich Franz von Unruh, Richard Dehmel, Otto Strasser, Josef Stalin und hunderten anderer mehr. Darunter die folgenden acht Titel (chronologisch):
- Ludendorff, Erich: Hitlers Verrat der Deutschen an den römischen Papst. Ludendorff-Verl., München 1931
- Ludendorff, Erich: Heraus aus dem braunen Sumpf. 1932
- Melzer, Udo: Mehr Bibelkenntnis! 1932
- Haselmayer, Anton: Der Kampf um den Kirchenaustritt. 1932
- Osswald, Lena: Wie Alt-Preussen bekehrt u. Ordensland wurde. 1934
- Rose, Alfons Waldemar: Rom mordet, mordet Seelen, Menschen, Völker. 1935
- Ludendorff, Mathilde: Verschüttete Volksseele. 1935
- Schulz, Ernst: Amtliche Wissenschaft im Zeichen des Kreuzes. 1935
Es wird deutlich, daß insbesondere Schriften verboten worden waren, die sich gegen den Nationalsozialismus, gegen den Katholizismus und gegen das Christentum gewandt haben. Es wird deutlich, daß die damalige christliche und katholische Lobby einen dicken Stein im Brett der Nationalsozialisten hatte.

Mittwoch, 9. Juni 2010

Religiöser Nonkonformismus - ein erhellender Interpretationsrahmen

Dieser Blog beschäftigt sich mit völkischen Subkulturen und mit "religiösem Nonkonformismus", wie er auch in einem neuen Forschungsvorhaben am Graduiertenzentrum der Universität Leipzig erforscht werden soll (1). Zur Erläuterung des Forschungsvorhabens heißt es unter anderem:
Religiöser Nonkonformismus bildet eine potenzielle Ressource alternativer Optionen von Sinndeutung, Wertsetzung und Lebensformen und ist damit ein Element kultureller Spannung und Dynamik.

Das Projekt kreist um drei erkenntnisleitende Achsen:

(1) Die Spannung zwischen religiösem Nonkonformismus und Konformität, d.h. den dominanten Formen (religiöser) Sinngebung und Lebensführung. Diese Spannung äußert sich mehr oder weniger konflikthaft und reicht von Diskriminierung bis zu gewaltsamer Unterdrückung auf der einen Seite und von verbaler Ablehnung bis zur gewaltsamen Rebellion auf der anderen.
(2) Das innovative Potenzial und die transformative Dynamik von religiösem Nonkonformismus.
(3) Die soziale Formation, interne Vernetzung und mediale Repräsentation religiös nonkonformer Gruppen und Milieus.
Und an anderer Stelle heißt es:
Zwar sind Nonkonformisten in der Regel gesellschaftliche Außenseiter, aber sie sind zugleich Teil des sozialen und kulturellen Systems, in dem sie ein diffuses Feld von alternativen Formen der Lebensführung und Weltdeutung besetzen. Insofern stellt religiöser Nonkonformismus grundsätzlich ein Element der Destabilisierung sozialer und kultureller Ordnung dar, wenn auch die Wirkung mitunter höchst begrenzt sein mag. Ob diese Destabilisierung im Einzelfall als produktive Innovation oder eher als destruktive Gefährdung erscheint, ist nicht zuletzt von den Wertsetzungen des Betrachters abhängig.
Der Interpretationsrahmen des "Religiösen Nonkonformismus" erscheint als geeignet auch für die Analyse eines solchen völkischen Subkultur wie der der Ludendorff-Bewegung oder Haeckels Monistenbund.

Lit.:

1. Seiwert, Hubert u.a.: Religiöser Nonkonformismus und kulturelle Dynamik. (Abgerufen 9.6.2010)

Dienstag, 8. Juni 2010

Studiengruppe "Naturalismus, völkische Subkulturen, Ethik und Politik seit 1900 / Ludendorff-Bewegung"

Das Studium einer völkischen Subkultur
A. Dörfler-Dierken

Im Jahr 1998 ist die Disseration des evangelischen Pfarrers Frank Schnoor "Mathilde Ludendorff und das Christentum" erschienen (1). Mathilde Ludendorff hat im Jahr 1930 ihr Buch herausgegeben "Erlösung von Jesu Christo". Durch diesses Buch hat sich die damalige evangelische Kirche angegriffen gefühlt. Spätestens seit diesem Zeitpunkt hat es von Seiten der Evangelischen Kirche emotionsgeladene "Kampfschriften" gegen das Gedankengut von Mathilde Ludendorff gegeben, um so mehr, als Mathilde Ludendorff selbst Tochter eines evangelischen Pfarrers gewesen ist. Mit der Dissertation aus dem Jahr 1998 war zum ersten mal aus den Reihen der evangelischen Theologen heraus der Versuch unternommen worden zu einer sachlicheren, ruhigeren, entspannteren, emotionsloseren Auseinandersetzung mit dem Gedankengut und den Bestrebungen von Mathilde Ludendorff. Die Absichten der Dissertation haben in Theologen-Kreisen wohlwollende Aufnahme gefunden. Die evangelische Theologin Prof. Angelika Dörfler-Dierken hat in einer Rezension auf das Wünschenswerte der weitergehenden Erforschung der in der Dissertation behandelten völkischen Subkultur aufmerksam gemacht. Sie schrieb (2):

Schnoors Untersuchung macht neugierig, weitere Details zu erfahren und eine Deutung in breiterer Perspektive anzuschließen. Mathilde Ludendorff scheint eine charismatisch begabte Führerpersönlichkeit gewesen zu sein, die es verstanden hat, sich im Stil einer ‚Prophetin’ mit divinatorischer Begabung zu inszenieren. Sie hat offenbar nicht nur ihren Mann, sondern auch breitere Kreise für ihre Ideen begeistert und diesen ihre Wirklichkeitssicht nahegebracht.

Dörfler-Dierken fragt (2):

Inwiefern, wodurch und warum konnte sie solche Wirksamkeit erlangen? Schnoor führt ihren unbeugsamen Willen als Begründung an - aber diese Erklärung reicht schwerlich aus, wenn man den Einfluß begreifen will, den diese Frau auf ihre Umgebung und breite Kreise ausübte.

Dörfler-Dierken vermutet (2):

Mathilde Ludendorff konnte wohl nur deshalb Anhänger überzeugen, weil sie dasjenige aussprach, was diese ihrerseits hören wollten. Das würde aber bedeuten, daß besonders im zweiten und dritten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts breite Kreise einer christlich-abendländischen Weltdeutung weitgehend entfremdet waren und nach einer neuen Religion hungerten.

Das sollte ja wohl vorkommen, zumindest außerhalb theologischer Kreise. Weiter schreibt Frau Dörfler-Dierken (2):

Interessant wäre es überdies, die sachlich-geistige Nähe beziehungsweise Ferne des Weltbildes der Mathilde Ludendorff zur nationalsozialistischen Ideologie einerseits, zu anderen Ideologien der völkischen Bewegung andererseits bestimmt zu sehen. Manchen Gedanken der Ludendorffer dürfte man auch bei Deutschen Christen wiederfinden können. Die Schriften der Ludendorffer wären also auch vor diesem Hintergrund in ihrer Struktur zu würdigen. Damit würde sich ein interessanter Einblick in die Mentalitätsgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ergeben.

Abschließend führt Dörfler-Dierken aus (2):

Frauen haben allerdings wohl in keiner dieser Gruppierungen eine vergleichbar herausgehobene Rolle gespielt. Diese Beobachtung spricht für die Einzigartigkeit der Mathilde Ludendorff. Die Beschäftigung mit ihr, dem ‚Haus Ludendorf’ und den Ludendorffern regt dazu an, sich mit dem Kampf konkurrierender Ideologien in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts neu zu beschäftigen - nicht nur in geistes- und ideengeschichtlicher sondern auch in religionspsychologischer und -soziologischer Hinsicht.

Neben diesen grundlegendere Fragestellungen kommen Dörfler-Dierken bei der Lektüre der Dissertation auch noch einige detailliertere Fragen in den Sinn (2):

Weiterhin fragt sich der Leser, inwiefern das Ehepaar Ludendorff ökonomisch von seinen Unternehmungen profitierte. Handelt es sich bei Verlag und Schriftenvertrieb um Betriebe, die Gewinn für ihren Besitzer abwarfen oder wurden alle Überschüsse wieder in den Ausbau der Bewegung investiert? Welche Anhängerscharen konnte man zum Bezug der Verlagspostillen mobilisieren? Wie viel brachte es ein, wenn Auflagen von über 100.000 Heftchen gedruckt wurden? Offen läßt Schnoor auch, wie die in der propagandistischen Arbeit tätigen Anhänger des ‚Hauses Ludendorff’, die Redner, Buchhändler und Verlagsmitarbeiter finanziert wurden. Offenbar gab die Selbstinszenierung einer Frau vielen Arbeit.

Und (2):

Über die Zahl der Anhänger des ‚Hauses Ludendorff’ zu verschiedenen Zeiten erhellt die Untersuchung nichts. Lassen die gelegentlich genannten Auflagenzahlen verschiedener Veröffentlichungen Rückschlüsse auf deren Zahl zu? Da Schnoor sich auf das literarische Werk der Mathilde Ludendorff konzentriert, sind ihm religionssoziologische Fragen fremd.

Solche und sehr viele ähnliche und auch noch ganz anderweitige Fragestellungen waren schließlich auch der Antrieb zur Gründung des vorliegenden Blogs, der Studiengruppe "Naturalismus, völkische Subkulturen, Ethik und Politik seit 1900 / Ludendorff-Bewegung".

Ergänzung 21.2.2012: Dieser Blog ist vor zwei Jahren gegründet worden. Inzwischen ist das Thema Hintergrundpolitik-Kritik  - Stichwort 9/11-Wahrheitsbewegung, "Infokrieger", Geheimdienst-Kritik und anderes - nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch für die Autoren dieses Blogs deutlich stärker in den Vordergrund getreten, als dies zum Zeitpunkt der Gründung dieser Gruppe der Fall war. Und da wohl derzeit gerade auch auf diesem Gebiet ein großer Aktualitätsbezug vieler Schriften der Ludendorffs besteht - der in derzeit erarbeiteten Buchveröffentlichungen noch genauer dokumentiert werden soll (GA-j!2011) - wird diese Gruppe und der Blog umbenannt in: "Studiengruppe Naturalismus und Hintergrundpolitik-Kritik seit 1900 / Ludendorff-Bewegung". Gerade über das Thema Hintergrundpolitik-Kritik sind wohl Ende der 1920er Jahren den Ludendorffs die meisten Anhänger zugeströmt. Bei Berücksichtigung dieser Thematik werden einige der genannten Fragen von Dörfler-Dierken leichtester zu beantworten sein.

Ergänzung 7.5.2016: Zur besseren Verständlichkeit wird im Titel dieses Blogs anstelle des Begriffs "Naturalismus" die Bezeichnung "Naturwissenschaftsnahes Philosophieren" verwendet. Er wird also ab jetzt benannt: "Studiengruppe Naturalismus - Studiengruppe 'Naturwissenschaftsnahes Philosophieren und Hintergrundpolitik-Kritik seit 1900 / Ludendorff-Bewegung'". Der Anspruch der Philosophie Mathilde Ludendorffs ist es ja, mit dem naturwissenschaftlichen Kenntnisstand in Übereinstimmung zu stehen und mit dem künftigen Schritt halten zu können.

Die Arbeit der Studiengruppe

Die Studiengruppe stellt sich die Aufgabe, die bis hier schon angerissenen und vielerlei weitere Fragen zu bearbeiten. Dazu sollen veröffentlichte und unveröffentlichte Lebenszeugnisse Erich Ludendorffs (1865-1937) und Mathilde Ludendorffs (1874-1966), sowie der von diesen beiden Persönlichkeiten begründeten Ludendorff-Bewegung gesammelt, dokumentiert werden. Sie sollen seriösen Archiven überstellt werden. Und die neuen Quellen sollen jeweils wissenschaftlich-kritisch ausgewertet werden, das heißt, unter den verschiedensten wissenschaftlichen Perspektiven abgeklopft werden. Auf möglichste Vollständigkeit der Dokumentation wird dabei ebenso viel Wert gelegt wie auf Detail- und Tiefenschärfe. Die soziologische Erforschung einer Subkultur erfaßt auch viele Aspekte der Alltagsgeschichte. Aber auch die Überprüfung der Gültigkeit der philosophischen und psychologischen Aussagen - vor dem Hintergrund der Wissenschaftsgeschichte - ist bedeutsam. Über diese Tätigkeit kommt die Studiengruppe mit wissenschaftlich oder sonst an diesen Themen interessierten Menschen und  Institutionen ins Gespräch.

Die möglichst vollständige Dokumentation einer expemplarischen völkischen Subkultur des 20. Jahrhunderts und ihrer geistigen Grundlagen soll ganz allgemein die Auseinandersetzung mit dem kulturgeschichtlichen Phänomen  "Subkultur" und der in ihnen vertretenen Gedanken fördern. Durch eine solche Studiengruppe soll auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit einer solchen besser koordiniert und moderiert werden als dies  bisher geschehen ist.

Subkulturen haben nicht immer - aber sehr oft - die Eigenschaft, sich von einer Mehrheitsgesellschaft abzugrenzen, ihr mit Mißtrauen zu begegnen, da sie derselben gegenüber oft keine Anpassungsbereitschaft zeigen, und der gegenüber deshalb auch partielle Kommunikationsverweigerung auftreten kann. Auch diese Phänomene für sich können soziologisch analysiert werden.

Subkulturen stellen ganz allgemein gesellschaftliche "Experimentierfelder" dar, die gelingen oder scheitern können. Dabei werden Lebens(re)form-"Experimente" durchgeführt, die aus evolutionärer Sicht als kulturelle Selektionsprozesse auf individueller und auf Gruppenebene aufgefaßt werden können. Soziologisch gut erforschte, geradezu "paradigmatische" Beispiele für die Gesetzmäßigkeiten des Überlebens unangepaßter Subkulturen und der dabei ablaufenden Selektionsprozesse stellt etwa die 500-jährige Geschichte der protestantischen Wiedertäufer, der Amischen, Hutterer und Mennoniten in Nordamerika  dar (3).

Soziologische Analyse einer Subkultur

Zur Erforschung derartiger Fragen muß die Studiengruppe Gelder beantragen und einwerben, ein Mitteilungsblatt, bzw. Jahrbuch herausgeben. Sie wird, wenn möglich diverse, notwendige Archivaufenthalte finanzieren, historische Quellen und Nachlässe so vollständig wie möglich aufkaufen, sichern, dokumentieren und an Archive weiterleiten. Sie wird Tagungen und Ausstellungen veranstalten, Bücher herausgeben und einen Internet-Auftritt anbieten, zum Beispiel in Form eines Internetblogs (StgrNat).

Gemäß ihres rein wissenschaftlichen Ansatzes ist eine solche Studiengruppe für sich weltanschaulich und politisch neutral. Insbesondere soll es bei der kritischen Aufarbeitung eines solchen kulturgeschichtlichen Phänomens wie dem der "Ludendorff-Bewegung" im Rahmen des naturalistischen und völkischen Diskurses seit 1900 darum gehen, sich auf den Originalton der Lebenszeugnisse Erich und Mathilde Ludendorffs, bzw. der von ihnen geleiteten Bewegung einzulassen. Sekundärliteratur muß auch hier für den Historiker immer das bleiben, was sie auch sonst für ihn sein muß: sekundär.

"Seltsame Legenden" rund um Erich und Mathilde Ludendorff

Gerade in Bezug auf ein solches kulturgeschichtliches Phänomen wie das der "Ludendorff-Bewegung" ist es in der Wissenschaft an vielen Stellen üblich geworden, bloß auf Literatur zweiter oder dritter Hand zurückzugreifen. Dabei wird oft geradezu "alles" zu Rate gezogen, nur nicht die originalen Lebensäußerungen der behandelten Persönlichkeiten selbst und ihre eigene Sichtweise auf die Welt und ihr Leben. Ebensowenig werden die Sichtweisen von Familienangehörigen, Freunden, Mitarbeitern und Anhängern derselben in die engeren Erwägungen und Beurteilungen mit einbezogen. Solche Defizite treten selbst in ansonsten seriösen, quellenkritischen Studien auf.

Diese Tatsache kann beispielsweise illustriert werden anhand eines Aufsatzes in der renommierten "Zeitschrift für Geschichtswissenschaft" aus dem Jahr 2006 (4). Oder auch anhand eines einflußreichen Aufsatzes des Verfassungsschutz-Beamten Fritz Tobias über das berühmte, vormals selbst in Schulbüchern zitierte Telegramm Erich Ludendorffs an Paul von Hindenburg im Januar 1933 anläßlich der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler (5, 11). An die These von Fritz Tobias hat sich dann auch ein Aufsatz des Historikers Lothar Gruchmann angeschlossen. Der Historiker Henrik Eberle schreibt dazu in seiner Kritik noch einigermaßen zurückhaltend - aber völlig zutreffend (vgl. Henrik Eberle, Briefe an Hitler, 2007, S. 449, Anm. 165):

Ludendorffs Briefe werden an dieser Stelle wiedergegeben, da sich um sie seltsame Legenden ranken. Zunächst galten sie, obwohl nur von Hitlers Rechtsanwalt Hans Frank mündlich überliefert, als prophetische Warnung vor Hitlers Herrschaft. Dann wurde ihre Existenz überhaupt bestritten. In den 1990er Jahren erhielt Ian Kershaw offenbar Kenntnis von der Überlieferung dieser Briefe und benutzte sie in seiner Hitler-Biographie. Seine Zitation ist jedoch mißverständlich. (...) Ungenau argumentiert dazu auch Lothar Gruchmann "Ludendorffs 'prophetischer' Brief an Hindenburg vom Januar/Februar 1933". In: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Jg. 47, 1999, S. 559-562.

Hier ist nicht der Ort, auf die Tatsache einzugehen, daß der Hobbyhistoriker, Verfassungsschutzbeamte und Zuarbeiter des Magazins "Der Spiegel", Fritz Tobias auch sonst eine nicht gerade unumstrittene Rolle in der deutschen Zeitgeschichtsforschung nach 1945 gespielt hat. Und daß er dabei - z.B. - Seilschaften innerhalb der für ihn zuständigen Ministerien auf Landes- und Bundesebene in Schutz genommen hat. Solche Hintergründe sind bei der Aufarbeitung der Biographie eines solchen Hintergrundpolitik-Kritikers wie Erich Ludendorff immer sehr deutlich mit in Rechnung zu stellen. (Mehr zum Thema inzwischen u.a. hier: 11.)

Als ein positives Beispiel kann demgegenüber der Historiker Professor Manfred Nebelin genannt werden, dessen Studie aus dem Jahr 2000 die Lebenserinnerungen Erich Ludendorffs bei der Analyse gründlicher mit heranzieht (10, S. 251-253). // 3.5.2020: Überhaupt kann und soll in diesen einführenden Blogartikel, der als erster Artikel hier auf dem Blog vor zehn Jahren erschienen ist, zehn Jahre später kein Überblick eingearbeitet werden über die zahlreichen Aufsätze zu solchen Problemen, die inzwischen auf diesem Blog erschienen sind. Bitte dazu einfach das Inhaltsverzeichnis in der Randspalte durchsehen. //

Die fließenden Übergänge zwischen modernen naturalistischen und traditionellen völkischen Menschenbildern

Die Dringlichkeit der Arbeit einer solchen hier vorgestellten Studiengruppe ergibt sich zusätzlich jedoch auch noch aus ganz anderen Anlässen. Aus Anlässen, die weit über das bloße Bedürfnis der zeitgeschichtlichen Quellensicherung und der soziologischen Analyse einer Splittergruppe und Subkultur im völkischen Milieu Deutschlands während des 20. Jahrhunderts hinausgehen.

Die Übergänge eines konsequent naturalistischen (naturwissenschaftsnahen) Menschenbildes, das den Menschen unter evolutionären Aspekten als Gruppenwesen erfaßt, zu traditionelleren, völkischen Denkmustern des 20. Jahrhunderts sind in den letzten Jahren fließende geworden (6). Es handelt sich also um jenes naturalistische Menschenbild, das die evolutionär entstandene Gliederung des Menschen in kulturelle, soziale und religiöse Gruppen, sowie in Herkunfts- und Abstammungsgruppen unter evolutionären Aspekten berücksichtigt, sowie seit 2017 insbesondere auch aus der Blickrichtung der archäogenetischen Forschung heraus, in der besorgt auf Wiederbelebung völkischer Weltbilder aufmerksam gemacht wird (Stichwort: "Kossinna's Smile").

Solche eben genannten kulturell definierten Gruppen weisen eine jeweils unterschiedliche kulturelle Stabilität und Lebensdauer auf, auch unterschiedliche Demographien und Bevölkerungsweisen. Bei ihrer Erforschung geraten auch zunehmend populationsgenetische Häufigkeitsunterschiede in den Aufmerksamkeitsfokus der Wissenschaft. Häufigkeitsunterschiede, die sich dann auch bis in die genetische Kodierung motivationaler, emotionaler und Intelligenz-Merkmale erstrecken (6). Die Übergänge eines solchen modernen, naturalistischen Menschenbildes zu traditionelleren Denkmustern des 20. Jahrhunderts werden dann ohne Zweifel fließende.

Genetiker, Anthropologen, Historiker, Soziologen und Wissenschaftsjournalisten verfolgen derzeit noch jeweils unterschiedliche Strategien, ihre Aufmerksamkeit von dem Fließenden im Übergang von naturwissenschaftlichen, soziobiologischen Sichtweisen zu traditionelleren völkischen Denkstrukturen wegzulenken. Dieses Fließende wird mitunter mehr oder weniger barsch ignoriert, verleugnet oder kategorisch verneint. Man versucht, es vor sich selbst und Kollegen kleinzureden, bzw. durch sprachliche Umschreibungen und Neuformulierungen so zu verschleiern, daß es für eine uninformierte Öffentlichkeit gar nicht sichtbar ist. // 3.5.2020: So war der Diskussionsstand 2010, zehn Jahre später wäre er deutlich anders nuanciert darzustellen, es wäre etwa zu berücksichtigen, daß der Humangenetiker David Reich in seinem Buch ("Who we are ...") sich für die Wiederverwendung des Rasse-Begriffes in der Humanbiologie und -genetik ausspricht - und anderes mehr. //

Paradigmenwechsel der letzten zehn Jahre durch Humangenetik und Soziobiologie

Allerdings wissen wir, daß die Naturwissenschaft ihren  eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt und es religiösen und geisteswissenschaftlichen Modeströmungen und Ideologien jeweils höchstens für Jahrzehnte gelang, die Fortschritte in der Naturwissenschaft unberücksichtigt zu lassen. Die Debatte rund um Thilo Sarrazin im Jahr 2010, die von Norbert Bolz als ein "Geschichtszeichen", von Frank Schirrmacher als ein "Paradigmenwechsel" bezeichnet wurde, gab von dem, was sich schon damals anbahnte, erste Ahnungen.

Ist man als einzelner Forscher aber an einen Punkt gelangt, wo sich solche "Ahnungen" geradezu aufdrängen - und das gilt auch für Mitglieder dieser Studiengruppe und auch lange vor der letztjährigen Sarrazin-Debatte (übrigens inzwischen zusammen mit so vielen anderen, auch bekannten Autoren und Forschern wie etwa: Richard Dawkins, Steven Pinker, Nicholas Wade, James Watson, Ernst Mayr, Edward O. Wilson, A.W.F. Edwards, David Sloan Wilson, Henry Harpending, Gregory Cochran, Samuel Bowles, Brian Ferguson, Armand Leroi, Sewall Wright, William D. Hamilton) -, ist der einzelne Forscher also an einen solchen Punkt gelangt, tritt ihm unabweislich die Dringlichkeit und Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit den traditionellen, völkischen Denkmustern und Diskursen, mit den naturalistischen Diskursen des 20. Jahrhunderts insgesamt vor Augen (6).

Wie groß ist die Gefahr neuer naturalistischer Fehlschlüsse?

Insbesondere stellt sich dann die Frage, inwieweit die Sorge vor neuen "naturalistischen Fehlschlüssen" berechtigt ist. Und inwieweit diese Sorge auch gebannt werden kann. Es stellt sich die Frage, ob naturalistisches Denken "in Gruppen", ob "völkisches" Denken mehr oder weniger zwangsläufig zu ethnischen Kriegen und Massenmord führen müsse. Ob völkisches Denken in inhärenter Weise dazu angelegt ist, mehr oder weniger zwangsläufig in Inhumanität zu enden. Es ist dann sehr dringlich zu fragen, ob die Möglichkeit besteht, wenn nicht sogar die Notwendigkeit, den sogenannten "völkischen Gedanken" in tieferem Sinne human zu vertreten. Also: Ob so etwas wie ein "völkischer Humanismus" - zumindest der Möglichkeit nach - gedacht werden könne. Und sei es nur versuchsweise. Ob er durchgespielt werden könne. Auch ganz unabhängig von den mehr oder weniger polemischen Zusammenhängen, in denen dieser Begriff heute - mitunter - gebraucht wird.

// Bis zum Jahr 2020 hat ein Begriff wie "völkisch" wieder eine ganz neue Wahrnehmung und ein neues "Framing" in der Öffentlichkeit erhalten. Es bleibt weiter schwierig, sachlich und emotionslos Fragen rund um solche Begrifflichkeiten zu erörtern. //

Das bislang in der Wissenschaft nur wenig berücksichtigten Denksystem der naturalistischen Denkerin Mathilde Ludendorff und damit der Ludendorff-Bewegung ganz allgemein, sowie der Diskurse, in die diese eingebettet waren, scheint jedenfalls einen solchen Grad von Differenziertheit aufzuweisen, daß es an ihm - wie vielleicht an wenig anderen Diskursen - ermöglicht wird, solche Fragestellungen theoretisch durchzuspielen und zu erproben.

Von verschiedenen Autoren ist darauf hingewiesen worden, daß sich in dem Denksystem einer Mathilde Ludendorff überraschend moderne mit archaischen oder auch auf den ersten Blick ganz abwegigen Inhalten und Wortgebräuchen vereinigt finden (vgl. etwa: 1).

Ist ein "völkischer Humanismus" möglich?

An dieser Stelle dafür nur ein erstes Beispiel als ein erster Zugang zu einem solchen Fragekreis. In dem ersten philosophischen Werk von Mathilde Ludendorff, erschienen 1921 unter dem Titel "Triumph des Unsterblichkeitwillens" (7), wird der Gedanke formuliert: "Aller Menschen Dasein ist heilig". Dies geschieht in folgendem Kontext:

... Dein eigenes Dasein ist heilig,
Der Sippen, des Volkes Dasein ist heilig,
Und aller Menschen Dasein ist heilig,
Weil alle Menschen auf Erden
Bewußtsein des Gottes werden könnten,
Solange ihre Seele das Göttliche noch erlebt.
So darfst du durch Töten
Nur dir und dem Volke in Todesnot
Jenseitserleben schützen. ...

Der Satz "Aller Menschen Dasein ist heilig" erscheint natürlich auf den ersten Blick als ein geeigneter Anknüpfungspunkt, um über die Möglichkeit eines etwaigen "völkischen Humanismus" nachzudenken.

Doch letztlich würde sich dann insgesamt ja früher oder später doch die Frage anschließen, wie sich denn diese Mathilde Ludendorff und die Ludendorff-Bewegung überhaupt während des Dritten Reiches und des Zweiten Weltkrieges gegenüber dem Nationalsozialismus, gegenüber seinen imperialistischen Kriegen und gegenüber seinen inhumanen Verbrechen positioniert haben. Welche Handlungsspielräume hat es hier gegeben? In welcher Weise sind sie genutzt worden? Ist es richtig, wenn die Ludendorff-Bewegung für sich in Anspruch nimmt, dem Widerstand gegen Adolf Hitler und gegen den Nationalsozialismus zugerechnet werden? Und falls dies bejaht werden müßte: inwiefern? Und inwiefern ganz sicherlich auch nicht? (8-10) (Zu diesen Fragen noch eine Ergänzung ganz am Ende dieses Artikels, siehe unten.)

Mit diesen Ausführungen sollen nur erste Andeutungen gegeben werden, welche Fragen hier zu behandeln wären. Es können noch viele weitere Gründe genannt werden - die in künftigen Veröffentlichungen der Studiengruppe auch genauer erläutert werden sollen, die es einem geraten erscheinen lassen können, gerade das kulturgeschichtliche Phänomen "Ludendorff-Bewegung" einer genaueren Analyse zu unterziehen, wenn man nach naturalistischen Diskursen des 20. Jahrhunderts fragt.

Ein exemplarischer Fall naturalistisch-völkischen Denkens und Handelns im Deutschland des 20. Jahrhunderts

Als weitere Gründe, warum zu diesem Zweck exemplarisch unter anderem gerade Mathilde Ludendorff behandelt werden soll, ist darauf zu verweisen, daß sie - das wird vielfach in der Literatur bestätigt - keineswegs eine unbegabte Frau gewesen ist. Als eine der ersten Frauen studierte sie Medizin und Psychiatrie bis zur Promotion. In den Jahren vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges arbeitete sie als Assistentin des Begründers der naturwissenschaftlichen Psychiatrie, nämlich Emil Kraepelins (Wiki) in München.

Zugleich war sie schon in jener Zeit aus der Kirche ausgetreten. Sie war Mitglied im Monistenbund Ernst Haeckels (Wiki) geworden. In nur allzu typischer Weise stammte sie zudem aus einer traditionsreichen protestantischen Pfarrerfamilie. In ihrem ersten philosophischen Werk "Triumph des Unsterblichkeitwillens" von 1921 (7) versuchte sie die Grundlegung einer neuen Philosophie, Religion und Weltdeutung in Anknüpfung an wissenschaftliche Kerneinsichten ihres Freiburger akademischen Lehrers, des frühen deutschen Darwinsten August Weismann (Wiki). Die von ihm gelehrte Trennung von Keimbahn und Körperzellen und die damit einhergehende, von ihm gelehrte "potentielle Unsterblichkeit der Einzeller" ist der naturwissenschaftliche Ausgangspunkt des naturalistisch-philosophischen Diskurses seiner Schülerin.

Kritische, sachliche Auseinandersetzung statt Pauschalurteile

Wie der einzelne Autor oder Kommentator, der im Rahmen dieser Studiengruppe Diskussionsbeiträge abgibt, zu dem Philosophieren von Mathilde Ludendorff selbst steht, ob er Teile darin - wie etwa der Autor Frank Schnoor (1) - zumindest als bedenkenswert ansieht oder ob er dieses Philosophieren schlankweg als verwerflich ansieht, ob er es als Gesamtprodukt dem "Abfallhaufen der Geschichte" für Wert erachtet, das ist dem einzelnen zu überlassen. Die Studiengruppe will ein Forum bieten, keine unfehlbaren Antworten geben. Aber auch oberflächlich pauschalisierende oder popularisierende "Propaganda" soll nicht betrieben werden, pauschalisierenden Gefühlsurteilen das Wort nicht überlassen bleiben.

Soweit es sich also um sachliche, kritische und selbstkritische Positionierungen handelt, die zunächst zu urteilen versuchen, bevor sie verurteilen, und die auch die Mühen des Studiums umfangreicherer Originalquellen nicht scheuen, sind sie als Diskussionstandpunkte im Rahmen der Studiengruppe willkommen. Beiträge, die eine aufrichtige, innere und kritische Distanz, die sich zu allen Aspekten dieses Quellenmaterials heute mehr oder weniger zwangsläufig und von selbst ergeben muß, nicht oder nur in Teilen erkennen lassen, sind nicht unbedingt die willkommensten. Es muß durchaus damit gerechnet werden, daß ihnen - zumindest im Rahmen dieser Studiengruppe - kein Forum gegeben wird.

Denn es ist zu offensichtlich, wieviel Mißbrauch in der Geschichte mit solchem, hier zu erörterndem Gedankengut getrieben worden ist, als daß einem erneuten Mißbrauch auch nur eine Spalt breit die Tür geöffnet werden darf.

Weitere Ergänzung: Ein zentraler Aspekt der Biographien von Erich und Mathilde Ludendorffs wird es - wie oben schon angesprochen - bleiben, ihrem Verhältnis zum Nationalsozialismus und zum Dritten Reich nachzugehen. Der Historiker Manfred Nebelin hat dazu in der Rezension zu einer Neuerscheinung in der geschrieben (FAZ, Juni 2014):

"Leider bleibt es hier wieder bei spärlichen Hinweisen, etwa zur Rolle von Ludendorffs zweiter Ehefrau, der Nervenärztin und Religionsphilosophin Mathilde von Kemnitz ('die wirre Mathilde'). So lassen sich die ungeklärten Fragen nach dem Verhältnis Ludendorffs zu Hitler, der NS-Ideologie und dem 'Dritten Reich' nicht zufriedenstellend beantworten."

Zu diesen und zahlreichen anderen ungeklärten Fragen will die Studiengruppe im Rahmen ihrer Möglichkeiten Beiträge leisten. Eine der wichtigsten Antworten auf die soeben gestellten Fragen findet sich schon seit Jahrzehnten - und von der Wissenschaft fast gänzlich unbeachtet - in der Biographie über den Hitler-Gegner Ludwig Beck (Autor: Klaus-Jürgen Müller) (StgrNat2012). An die Forschungsergebnisse dieser Biographie sollte künftig in weiteren Forschungen und historischen Einordnungen verstärkt angeknüpft werden.

/ Erstveröffentlichung: 14.10.2009, 
Ergänzung: 24.01.2013,
letzte Überarbeitung: 3.5.2020 /
_________________
  1. Schnoor, Frank: Mathilde Ludendorff und das Christentum. Eine radikale völkische Position in der Zeit der Weimarer Republik und des NS-Staates Deutsche Hochschulschriften, Kiel 1998 (und weitere bei Wikipedia genannte Literatur)
  2. Dörfler-Dierken, Angelika: Rezension von Frank Schnoor „Mathilde Ludendorff und das Christentum“ (2001). In: Theologische Literaturzeitung, Monatsschrift für das gesamte Gebiet der Theologie und Religionswissenschaft, Bd. 129/2004, Nr. 7 und 8, S. 814 – 817
  3. Hostetler, John A.: Amish Society. The Johns Hopkins University Press, 4th Edition 1993
  4. Mildenberger, Florian: Erotik, Polygamie, Muttertum. Die Wandlungen der Mathilde Ludendorff. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, 07-08/2006
  5. Fritz Tobias: Ludendorff, Hindenburg und Hitler. Das Phantasieprodukt des Ludendorff-Briefes. In: Uwe Backes; Eckhard Jesse; Rainer Zitelmann (Hrsg.): Die Schatten der Vergangenheit. Impulse zur Historisierung des Nationalsozialismus. Propyläen Verlag Frankfurt/Main und Berlin 1990
  6. Wiwjorra, Ingo: Ethnische Anthropologie. Zwischen scientistischer Innovation und völkischer Tradition. In: Puschner, Uwe; Großmann, G. Ulrich (Hg.): Völkisch und national. Zur Aktualität alter Denkmuster im 21. Jahrhundert. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2009
    Sarrazin, Thilo: Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen. Deutsche Verlags-Anstalt, München, 7. Auflage 2010
  7. Ludendorff, Mathilde: Triumph des Unsterblichkeitwillens. Verlag Hohe Warte, Franz von Bebenburg, Pähl/Obb. 1959 (1. Auflage 1921)
  8. Müller, Klaus-Jürgen: Generaloberst Ludwig Beck. Eine Biolgraphie. Ferdinand Schöningh, Paderborn u.a. 2008, 2009
  9. Lindner, August (Büsum): Ludendorff - Widerstandskämpfer im Dritten Reich? Unveröffentlichtes Manuskript in dem Nachlaß des Autors. Bundesarchiv Koblenz und Landesarchiv Schleswig (Mit Briefwechseln des Autors mit den Historikern Walter Hubatsch, S. Kaehler, Egmont Zechlin und W. Foerster.)
  10. Nebelin, Manfred: Erich Ludendorff - ein völkischer Prophet. In: Revue d'Allemagne et des Pays de langue Allemande. Themenheft "Religion, 'religiosités' et politique dans les extrêmes droites allemandes de 1870 à 1933". April/Juni 2000, S. 245-256
  11. Bading, Ingo: Ludendorffs empörte Telegramme an Hindenburg im Jahr 1933 Zur Frage der Echtheit von Ludendorffs Telegramm an Hindenburg vom 1. Februar 1933, 22. August 2013, https://studiengruppe.blogspot.com/2013/08/ludendorffs-emporte-telegramme.html

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